Moskau. Der Vorstandsvorsitzende des russischen Strommonopolisten RAO EES Anatoli Tschubais nannte erstmals konkrete Zahlen und Fristen für die Reformierung des Konzerns. Er will das Unternehmen innerhalb von fünf Jahren in drei selbständige Kernbereiche aufspalten. Zukünftig sollen Erzeugung und Verkauf von Energie in die Hände von Privatfirmen gelegt werden, nur die Infrastruktur zur Energieübertragung bleibt weiterhin unter staatlicher Kontrolle.
Über die Schaffung eines Wettbewerbs unter den Energieproduzenten in Russland gibt es schon lange Einvernehmen zwischen dem Vorstand von RAO EES und dem Staat. Zehn regionale Energieerzeuger, sechs Wärmekraftwerke und vier Wasserkraftwerke, werden in Konkurrenz zueinander treten. Im nächsten Monat sollen die endgültigen Entscheidungen getroffen werden. Dann könnten die jetzigen Aktionäre von RAO EES verstärkt in diese Unternehmen investieren.
Der Plan von Anatoli Tschubais sieht ein Aktientauschprogramm vor. Die Aktionäre können ihre jetzigen Anteile von RAO EES in Beteiligungen an den Energieproduzenten umwandeln. Der Staat als Hauptaktionär von RAO EES hingegen soll verstärkt in den Netzbetreiber investieren und dort seinen Anteil auf über 75% erhöhen. Stimmt die Regierung diesem Plan zu, dann kann er schon bis 2006 verwirklicht werden.
Bis Herbst diesen Jahres soll sogar schon ein Strommarkt eingerichtet werden, auf dem 5 – 15% der gesamten Strommenge frei gehandelt werden können. Diese beiden Schritte sollen die Reformierung des Gesamtkonzernes beschleunigen, so dass das ehrgeizige Ziel Tschubais‘ die Modernisierung von RAO EES innerhalb von fünf Jahren abzuschließen, erreichbar ist.
Die Börse reagierte auf die Absichtserklärungen geradezu euphorisch. Im Verlaufe des Donnerstag legten die Aktien um 13,4% zu und der Wert des Unternehmens erhöhte sich damit um mehr als 1 Milliarde Dollar innerhalb eines Börsentages. Trotzdem bleibt ein Makel bei den Reformbestrebungen festzuhalten. Zwar wird ein Monopolist aufgelöst, doch dafür entsteht ein anderer, wenn auch in verkleinerter Form. Denn die Verteilung der Energie von einem Ort zum anderen bleibt weiterhin in einer Hand.
(ab/.rufo)
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