Moskau. Der streitbare Moskauer Oberbürgermeister Juri Luschkow kann es offenbar nicht lassen. Auf der am Mittwoch in Moskau beginnenden internationalen Konferenz „Russland und Zentralasien: Wasserprobleme und Strategie der Zusammenarbeit“ begann er mit einem Paukenschlag. Luschkow verkündete, dass das heftig umstrittene Projekt, das Wasser sibirischer Flüsse nach Kasachstan umzuleiten, realisiert werde. Die Veranstaltung war maßgeblich auf Luschkows Initiative zustande gekommen.
Die schon zu Sowjetzeiten geplante und dann wieder verworfene Idee der Umleitung des Obs nach Süden wurde vor einem Jahr von Luschkow wieder aufgegriffen. Als er gestern den Delegierten verkündete, dass der Plan verwirklicht würde, erhob sich wie zu guten alten Sowjetzeiten stürmischer und lang anhaltender Beifall.
Einzig der Direktor des Instituts für Wasserprobleme der Russischen Akademie der Wissenschaften Viktor Daniljan wandte sich strikt gegen das Projekt. Er sieht die Probleme der Austrocknung der kasachischen Steppe nicht in chronischem Wassermangel begründet, sondern in falscher Landwirtschaftspolitik. Und auch der Bau riesiger Wasserkanäle werde zu unkalkulierbaren Risiken führen, da niemand die Auswirkungen auf die Natur bisher untersucht habe.
Nebenbei kostet das Projekt auch noch den „lächerlichen“ Betrag von mindestens 17 Milliarden $, den die Staaten Zentralasiens nicht aufbringen können. Somit könnte die Geschäftsidee Luschkows, Wasser zu exportieren, ein finanzieller Reinfall werden.
(ab/rufo)
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