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Staatsknete als Polster: Ist die Geldschicht dick genug, landen entlassene Manager sehr weich (Foto: tv/.rufo)
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Montag, 20.05.2013

Super-Abfindungen für Staats-Manager sollen nicht mehr sein

Moskau. Die „Abzocker-Debatte“ hat jetzt auch Russland erreicht: Super-Gehälter für Topmanager oder Banker-Boni sind nicht das Problem – aber zumindest bei staatseigenen Konzernen sollen Abfindungen gedeckelt werden.

„Goldene Fallschirme“ - wie man in Russland sagt – sollen beim Ausscheiden von Topmanagern aus Staatsunternehmen auf höchstens zwölf Monatsgehälter und bei Unternehmen mit staatlicher Beteiligung auf 18 Monatsgehälter begrenzt werden. Dies sieht ein von der Mehrheitsfraktion von „Einiges Russland“ in der Duma ausgearbeiteter Gesetzentwurf vor.

Angestoßen wurde die Debatte über die Edel-Abfindungen für scheidende Unternehmens-Chefs durch den Abgang des Rostelekom-Vorsitzenden Alexander Prowotorow im März: Für seinen vorzeitigen Abgang aus der Führung des staatlichen Telekommunikations-Unternehmens erhielt er eine Prämie in Höhe von 80 Mio. Rubel sowie obendrauf noch einen „goldenen Fallschirm“ von 200 Mio. Rubel – insgesamt also etwa 7 Mio. Euro.

Putin lässt Großzügigkeit von Staatsfirmen deckeln


Ein ER-Abgeordneter klagte daraufhin bei einer Parteiversammlung gegenüber Präsident Wladimir Putin, ein derartiger Einsatz der Mittel sei „den russischen Bürgern nicht mehr verständlich“. Putin sah das auch so – und wies die Regierung an, bis zum 1. Juli gesetzliche Schranken für die Beschränkung derartiger Abschiedsgeschenke zu erarbeiten.

Die Duma-Abgeordneten waren mit ihrem Vorschlag jetzt allerdings schneller. Bemerkenswert dabei ist, dass es sich – anders als in diesem Frühjahr in der EU oder in der Schweiz – nicht um eine Beschränkung von Jahreseinkommen oder Bonus-Zahlungen handelt, sondern nur um die Abfindungshöhe im Falle einer Vertragsauflösung. Wer als Staatskonzern-Manager seinem Unternehmen durch seine Taten (oder sein Missmanagement) Schaden zugefügt hat, soll übrigens ganz ohne Fallschirm bleiben.

Auch wagen es die russischen Gesetzgeber – im Gegensatz zu den an der Richtigkeit ihrer bisherigen Liberalität zunehmend zweifelnden Westeuropäern - nicht, mit ihrer Initiative Privatunternehmen irgendwelche Vorschriften zu machen: Sie bleibt auf ganz oder partiell staatseigene Strukturen beschränkt.

Russische Manager: Stiller "otkat" statt Abzocke


Die russische Gesetzesinitiative scheint auch mehr ein vorbeugender Akt zu sein, bevor im heimischen Big Business die Abzocker-Sitten des entwickelten Spätkapitalismus einreißen: Von der Zeitung „Kommersant“ befragt, erklärten zahlreiche Unternehmen, bei ihnen gäbe es die Praxis des vergoldeten Handschlags nicht: Man beschränke sich bei einer Vertragsauflösung, wie im Arbeitsgesetz vorgesehen, auf maximal drei Monatsgehälter.

Allerdings ist weithin bekannt, dass im russischen Wirtschaftsleben Entscheider gerne schon während ihres Arbeitsverhältnisses nebenbei nicht wenig in die eigene Tasche wirtschaften – die vornehm „otkat“ (Rücklauf) genannten Schmiergelder etwa bei der Vergabe von Großaufträgen sind schon lange nicht nur ein Phänomen bei Beamten und Staatswirtschaft, sondern auch im privaten Business.

Bank-Chef lässt sich für guten Zins bezahlen


Ein Beispiel dafür war letzte Woche die spektakuläre Festnahme des Rosbank-Chefs Wladimir Golubkow: Der Banker, Leiter des neuntgrößten Geldinstitutes des Landes, betrachtete gerade versonnen mehrere dicke Bündel mit 5000-Rubel-Scheinen auf seinem Schreibtisch, als schwer bewaffnete Fahnder sein Kabinett stürmten. Eine Vorstands-Kollegin hatte ihm soeben die letzte Rate eines 1,5-Millionen-Dollar-Schmiergeldes überbracht.

Als Gegenleistung hatte der Bank-Manager zugesagt, dafür zu sorgen, dass seine Bank einem Autohaus einen bereits gewährten Großkredit zu günstigen Bedingungen verlängert.

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• Potanin neuer Generaldirektor von Norilsk Nickel (18.12.2012)
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• Russische Führung spricht von Wirtschaftskrise (16.04.2013)
• Blüte der Korruption: Wie „Flora“ eine Autobahn baute (26.07.2012)
• Bloomberg: Jeder zehnte Superreiche der Welt ein Russe (05.11.2012)
Besonders beeindruckt von dem Einsatz war eine französische Gruppe von Geschäftsleuten, die kurz zuvor noch nebenan mit Golubkow ganz seriös geschäftliche Verhandlungen geführt hatte. Denn eine solche Szene ist nicht unbedingt das, was man bei einer „westlichen Bank“ erwarten würde: Die Rosbank gehört zu 82 Prozent der Pariser Société Générale.

Golubkow kann jetzt wohl kaum noch mit einer fürstlichen Abfindung seines Arbeitgebers rechnen. Sofern sich das Ganze nicht als finstere Intrige der Konkurrenz herausstellt, droht ihm jetzt nämlich sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren. Ansonsten werden in der russischen Privatwirtschaft durchaus auch einmal großzügige goldene Handschläge verteilt, wenn ein Top-Manager weggelobt werden muss.

Norilsk Nickel: Vergoldeter Abgang des Generaldirektors


Am üppigsten wurde bisher der Abgang von Wladimir Strschalkowski als Generaldirektor des Metallurgie-Riesens Norilsk Nickel gepolstert: Nachdem sich die lange Zeit übel miteinander verfeindeten Haupt-Teilhaber Waldimir Potanin und Oleg Deripaska in einem zähen Ringen auf eine neue Besitz-Struktur geeinigt hatten, musste er im Dezember 2012 seinen Posten räumen. Potanin selbst sollte das Management übernehmen - Strschalkowski erhielt dafür zum Abschied den satten Betrag von ca. 77 Mio. Euro.

Auch wenn Ex-Präsidentschaftsbewerber und Multimillardär Michail Prochorow, früher einmal selbst Teilhaber und langjähriger Generaldirektor von Norilsk Nickel erklärte, dass „ein solches Urlaubsgeld mit der Vernunft nicht erklärbar“ sei – das Unternehmen konnte es sich jedenfalls leisten:

Trotz des zermürbenden Inhaber-Clinchs und der einsetzenden Wirtschaftskrise hatte der weltgrößte Nickel- und Palladium-Hersteller 2012 noch solide 1,6 Mrd. Euro Gewinn erwirtschaftet.



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