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Bergbau- und Stahlkonzerne haben es derzeit besonders schwer - die Preise sind am Boden (Foto: TV)
Bergbau- und Stahlkonzerne haben es derzeit besonders schwer - die Preise sind am Boden (Foto: TV)
Dienstag, 16.04.2013

Russische Führung spricht von Wirtschaftskrise

Moskau. Krisenstimmung im Kreml: Der Ölpreis fällt unter 100 USD, die Aktien sind im Sinkflug. Speziell der Metallurgiesektor steht unter Druck. Die Branche fühlt bereits die Konjunkturflaute, die Russland droht.

Die wirtschaftliche Situation erinnert an 2008. Die Warnung stammt nicht etwa von einem kremlkritischen Liberalen, sondern von Präsident Wladimir Putin. Die weltweite Krise nehme immer gefährlichere Ausmaße an, was sich auch auf Russland auswirken werde, sagte Putin bei einem Treffen mit Premier Dmitri Medwedew.

Das Gleiche wie 2008


„Das war auch 2008 so. Derzeit erleben wir das Gleiche. Allerdings stellt die russische Wirtschaft - im Unterschied zu unseren Freunden und Partnern in Europa und in anderen Regionen der Welt - immerhin ihre Lebensfähigkeit und ihre Entwicklungsmöglichkeiten unter Beweis“, gab sich Putin trotz der Krisenvorzeichen optimistisch.

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• Ost-Ausschuss: Russland treibt deutschen Export an (21.02.2013)
• Geschäftsklima: dt. Firmen in Russland optimistisch (07.02.2013)
Putins positive Aussagen werden allerdings von der aktuellen Wirtschaftsentwicklung im Land konterkariert. Hatte Medwedew Anfang des Jahres sich und der Regierung noch ein BIP-Wachstum von mindestens fünf Prozent pro Jahr als Aufgabe für die laufende Amtsperiode gestellt, so ist das BIP tatsächlich laut der Statistikbehörde RosStat in den ersten zwei Monaten nur um 0,9 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum gewachsen.

Wirtschaftsprognosen nach unten korrigiert


Wirtschaftsminister Andrej Beloussow musste angesichts der schlechten Zahlen vor wenigen Tagen die aktuelle Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 3,6 auf 2,4 Prozent herunterschrauben. Dabei warnte der Minister, dass es durchaus noch schlechter kommen könnte und die russische Wirtschaft im Herbst in eine regelrechte Rezession zu rutschen drohe, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Die russische Börse übt sich daher in Schwarzmalerei. Seit Tagen kennen die Indizes nur eine Richtung: abwärts. Kein Wunder: Der wichtigste Indikator der russischen Wirtschaft – der Ölpreis – schwächelt. Bereits am Montag durchbrach der Barrelpreis für russisches Urals-Öl die psychologisch wichtige 100 USD-Marke nach unten und riss auch den Rubel in die Tiefe.

Zwar stabilisierte sich die Lage am Markt im Verlaufe des heutigen Dienstags etwas, aber zu einer scharfen Gegenbewegung fehlt der russischen Börse Kraft und Glaube. Vor allem die Metallurgiewerte leiden.

Metallurgiebranche stark betroffen


Die Branche hat als eine der ersten den Abschwung der russischen Wirtschaft mitbekommen. So vermeldete der Erz- und Bergbaukonzern Mechel von Milliardär Igor Sjusin einen Rekordverlust von umgerechnet 1,3 Mrd. Euro für das vergangene Geschäftsjahr. Zudem muss das Unternehmen eine 7 Mrd. Euro schwere Schuldenlast stemmen.

„Die wichtigste Frage ist, was nun weiter passiert: Der Kohlepreis wird im zweiten Quartal 2013 weiter sinken“, sagte der BKS-Analytiker Oleg Petropawlowski. Aus eigenen Einnahmen werde Mechel weder seine Investitionen tätigen, noch seine Schulden tilgen können, warnte er. Mechel war dementsprechend einer der größten Verlierer am Montag. Eine schnelle Kurskorrektur nach oben sei nicht zu erwarten, sind sich Experten einig.

Stahlkonzerne in der Flaute


Zuvor hatten u.a. die Stahlriesen Evraz (Minus 258 Mio. Euro) von Roman Abramowitsch und MMK (Minus 72 Mio. Euro) von Viktor Raschnikow schon Verluste gemeldet. Der Gewinn von Stahlbaron Alexej Mordaschow und seinem Konzern Severstal schrumpfte auf ein Drittel (586 Mio. Euro).

Die niedrigen Stahlpreise sind ein Indikator dafür, dass die Wirtschaft nicht besonders läuft. Die Nachfrage nach Metallen in der Industrie ist derzeit nicht sehr hoch. Bestes Beispiel ist die Automobilindustrie, die nach drei Jahren stetiger Aufwärtsentwicklung nun hart auf die Bremse tritt.

Bei Russland-Aktuell
• Potanin neuer Generaldirektor von Norilsk Nickel (18.12.2012)
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• Abramowitsch Friedensstifter im NorNickel-Konflikt (05.12.2012)

Metallpreise am Boden, Norilsk Nickel hält sich


Die niedrigen Rohstoffpreise haben auch Norilsk Nickel das vergangene Geschäftsjahr verdorben. Auch Kupfer und Nickel sind deutlich weniger gefragt als noch vor einem Jahr. Allerdings konnte der Buntmetallriese, wie der am Wochenende vorgelegte Geschäftsbericht belegt, im Gegensatz zu Mechel immerhin noch 1,6 Mrd. Euro Gewinn einfahren.

Das ist zwar ein Rückgang von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, da aber der Konzern trotz der schlechten Konjunktur rentabel arbeitet – sein Vorsteuerergebnis von 40 Prozent nennt Petropawlowski einmalig in der Branche – und wenig Schulden macht, sind die Aussichten von Nornickel unbeschadet durch die Flaute zu kommen, vergleichsweise gut. Positiv wirkt sich jetzt auch das Ende des Aktionärskrieges im vergangenen Jahr aus. An der Börse wurde der Konzern daher in den letzten Tagen weniger abgestraft als die anderen Metallurgiekonzerne.

Weniger goldig sieht es hingegen bei den zwei großen Goldförderern Petropavlovsk und Polymetall aus. Die Citibank hat die Papiere beider Konzerne abgestuft. Ursache ist der Preisverfall für Gold, der sich massiv sowohl auf das Fördervolumen, als auch auf das Ergebnis durchschlagen dürfte.



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