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Bislang gibt es nur eine Ölexportleitung zur Ostseeküste (foto: ld/rufo) |
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Donnerstag, 12.04.2007
Pipeline zur Umgehung Weißrusslands nimmt Formen anMoskau. Die russische Regierung erwägt ernsthaft den Bau einer zweiten Pipeline zur Ostsee, die den Öltransit durch Weißrussland unnötig machen würde. Die Leitung könnte in anderthalb Jahren gebaut werden.
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Eine nun als zweiter Bauabschnitt des baltischen Pipeline-Systems (kurz BTS-2) bezeichnete neue Rohrleitung wurde zunächst zu Jahresbeginn von russischer Seite ins Spiel gebracht. Der Konflikt mit Minsk über die Ölpreise für Weißrussland und die Bedingungen des Transit-Transports nach Westeuropa führte damals zu einem mehrtägigen Lieferstopp - und im Westen zu gehörigen Zweifeln an der Energiesicherheit aus russischen Quellen.
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Wie die Zeitung Kommersant unter Berufung auf das Industrie- und Energieministerium berichtet, wurde die damals vom Kabinett zunächst zur Überarbeitung zurückgereichten Pläne nun erneut der Regierung vorgelegt. Dies weist darauf hin, dass es sich bei der Ankündigung des Baus einer alternativen Exporttrasse nicht nur um eine befristete Drohgebärde im Konflikt mit dem Lukaschenko-Staat handelte.
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Neue Route koppelt auch Polen und Baltikum als Transitländer ab
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Das Ministerium spricht von einer Maßnahme zur Steigerung des Exportpotentials Russlands, die zudem die Transitrisiken mindere. Ähnlich der geplanten Ostseepipeline Nord Stream für Erdgas-Exporte würde BTS-2 nicht nur zu einer Umgehung Weißrusslands, sondern auch Polens und der baltischen Staaten führen allesamt Staaten, deren Verhältnis zu Russland immer wieder von Spannungen überschattet wird.
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Faktisch handelt es sich bei der nun ausgearbeiteten Route um einen Bypass für die bestehenden beiden Exportpipelines über Weißrussland nach Polen bzw. zu den lettischen und litauischen Häfen:
BTS-2 soll in Unetscha bei Brjansk von der Druschba-Pipeline abzweigen, dann bei Welikije Luki auch die zu den baltischen Häfen führende Röhre kreuzen und schließlich über St. Petersburg das neue Ölverschiffungs-Terminal von Primorsk bei Wyborg erreichen. Dies wird bislang nur über die BTS-Pipeline aus Jaroslawl und per Bahn versorgt.
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Seeweg ersetzt Transit durch Weißrussland
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Nach Aussagen des Chefs der staatlichen Pipeline-Gesellschaft Transneft, Semjon Wainschtok kann BTS-2 auf eine Kapazität von 80 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr ausgelegt werden. Dies entspricht exakt dem Transitvolumen durch Weißrussland. Darüberhinaus erhält Weißrussland jährlich ca. 20 Mio. Tonnen für den Eigenverbrauch aus Russland.
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Die Kosten für den Bau der Umgehungspipeline wurden bislang auf 2 bis 2,5 Mrd. Dollar geschätzt. Hinzu kämen die Aufwendungen für eine Verdoppelung der Kapazität des Ölhafens in Primorsk.
(ld/rufo/St.Petersburg)
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