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Akhat Alpysbayev (Achat Alpysbajew), Generalkonsul Kasachstans in Frankfurt a.M. (Foto: Generalkonsulat) |
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Montag, 31.01.2011
Kasachstan: noch mehr Zusammenarbeit in SüddeutschlandFrankfurt. Kasachstan will seine Zusammenarbeit mit Bayern, Baden-Württemberg und Hessen weiter vertiefen. Der Generalkonsul Kasachstans skizziert im Gespräch die Pläne für das kommende Jahr - die auch für deutsche Unternehmer interessant sind.
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Das Gespräch mit dem Generalkonsul der Republik Kasachstan in Frankfurt a.M., Akhat Alpysbayev (Achat Alpysbajew), führte Konstantin Dallibor.
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R-A. : Der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister hat Kasachstan als das ökonomische Kraftzentrum Zentralasiens bezeichnet. Die kasachische Regierung hat für den Zeitraum 2010 bis 2014 ein mit 50 Milliarden US-Dollar ausgestattete Modernisierungs- und Diversifizierungsprogramm aufgelegt. Welche Ergebnisse hat das bisher gebracht?
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Alpysbajew: Im Rahmen der Realisierung dieses Programm muss Kasachstan seine Arbeitsproduktivität steigern und das Bruttoinlandprodukts von 2008 als Bezugsjahr um 50 Prozent erhöhen. Kasachstan muss zu 100 Prozent seine Produkte im Inland verarbeiten und den Export von Fertigprodukten um bis zu 40 Prozent steigern.
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Die Energieeffizienz soll ebenfalls erhöht werden. Der Anteil der innovativen Unternehmen an der Gesamtwirtschaft muss um 10 Prozent gesteigert werden.
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Für die Realisierung des Staatsprogramms 2010 bis 2014 ist das Zusammenspiel von Staat und freiem Unternehmertum bei Investitionsentscheidungen und Infrastrukturprojekten wichtig, die Erschließung von Industriegebieten und Sonderwirtschaftszonen haben Priorität.
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Neben den wirtschaftlichen Perspektiven ist es auch die politische Stabilität in Zentralasien, die das Land für ausländische Investoren attraktiv macht.
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R-A. : Die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sind in Kasachstan sehr aktiv, Sachsen ebenfalls. Hessen dagegen könnte stärker zusammenarbeiten. Wo sehen Sie Potential für ein stärkeres Engagement Wiesbadens?
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Akhat Alpysbayev (Achat Alpysbajew), Generalkonsul Kasachstans in Frankfurt a.M. (Foto: Generalkonsulat) |
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Alpysbajew: Baden-Württemberg und auch Bayern sind ja auch schon länger in Kasachstan tätig.
Aber selbstverständlich sehen wir in dem Bundesland Hessen, das ja zu den wirtschaftlich führenden Industrie- und Dienstleistungsregionen in der Bundesrepublik Deutschland gehört, einen wichtigen Partner mit einem großen Potential.
Frankfurt ist mit seinen 236 Banken und 43 Repräsentanzen von Geldinstituten sowie seinen zahlreichen Versicherungen, dem Sitz der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Börse das führende Finanzdienstleistungszentrum Kontinentaleuropas. Der Frankfurter Flughafen ist eine ideale Drehscheibe für den Handel und Austausch zwischen den Ländern der Europäischen Union und Kasachstan.
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Die hessische Industrie erwirtschaftet ja 50 Prozent ihres Umsatzes durch den Export. Auch die Frankfurter Messe ist mit einer Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen für uns sehr interessant.
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Im Januar 2011 habe ich bei dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Buffier meinen Antrittsbesuch absolviert. Dabei wurde auch der offizielle Besuch einer hessischen Wirtschaftsdelegation in Kasachstan unter Leitung des Ministerpräsidenten für 2011 oder 2012 diskutiert. Und in Kürze werde ich dieses Thema auch mit dem hessischen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Dieter Posch besprechen.
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Und für dieses Jahr plant eine Wirtschaftsdelegation aus Kassel eine Reise nach Kasachstan. Die Gespräche mit dem Wiesbadener Parlament laufen, der Flughafen Hahn gewinnt für den Güterverkehr immer mehr an Bedeutung. Erst kürzlich hat eine Fuldaer Musikgruppe Kasachstan besucht.
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R-A. : Gibt es in Kasachstan Pläne für den Bau von modernen Forschungs- und Wissenschaftszentren?
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Alpysbajew: Jede Staat in der Welt strebt danach seine Wirtschaft und Technologie zu modernisieren, um seine Konkurrenzfähigkeit in der Weltwirtschaft zu erhöhen. So auch Kasachstan.
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Das Zentrum für Engineering und Technologietransfer in den Städten Astana, Almaty, Karaganda, Uralsk, Schimkent, Oskemen und Pawlodar hat sich auf die industriell-innovative Entwicklung spezialisiert. Diese Technoparks sind die größten in ganz Zentralasien.
In diesem Zusammenhang lade ich deutsche Firmen zur Zusammenarbeit mit den Technoparks ein.
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R-A. : Wertschöpfungstiefe, Schaffung von Arbeitsplätzen, Technologietransfer und Zuliefertiefe sind auch für die kasachische Wirtschaft Themen. Hat man Kasachstan zu lange als Absatzmarkt und Energielieferant unterschätzt?
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Alpysbajew: Nach traditioneller Auffassung ist Kasachstan der Rolle des Rohstofflieferanten schon lange entwachsen und hat sich als Industrieland und Produktionsstandort etabliert. Die staatlichen Programme dienen der weiteren Modernisierung und Industrialisierung des Landes.
Der Transformationsprozess ist jedoch noch nicht angeschlossen. Ebenso wird der Übergang der Bevölkerung in eine moderne Industrie-, Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Doch insgesamt gesehen befindet sich Kasachstan auf einem guten Weg.
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R-A. : Sie sind seit langem in Frankfurt tätig und seit 2010 Generalkonsul. Wo werden Sie bei Ihrer Arbeit Schwerpunkte setzen?
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Alpyybajew: Ich arbeite schon seit neun Jahren in Frankfurt am Main und bin für den konsularischen Schutz unserer Mitbürger verantwortlich. Für etwa 350 000 Personen aus Kasachstan in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland sind wir Ansprechpartner.
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Die Hauptaufgaben des Frankfurter Generalkonsulats sind der rechtliche Schutz und der Schutz der Interessen der Bürger der Republik Kasachstan.
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Neben Dienstleistungen wie der konsularischen Anmeldung der Bürger, der Reisepassausgabe und notariellen Handlungen besteht unsere Tätigkeit in analytischer Arbeit und Investitionsbeschaffungen.
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Neben dieser Tätigkeit sehen wir eine noch intensivere und breitere Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie Kultur und Tourismus als unsere Aufgabe an.
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Aus diesen Gründen werde ich in Kürze meine Antrittsbesuche bei den Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland machen.
Zur Fortsetzung des Interviews geht es hier
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