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Hinter dem russischen Post-Logo soll sich bald ein moderner Dienstleister präsentieren (Foto: moscow-life.ru) |
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Dienstag, 21.06.2011
Interview: Auf dem Weg zur Post Modern in RusslandMoskau. Post Modern ist das Motto des 10.Internationalen Post-Forums in St.Petersburg. Vom 21.-23.6 werden Wege zu Modernisierung diskutiert. Interview mit Alexander Kisseljow, Generaldirektor der Post Russlands, über seine Pläne:
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R-A.: Das Motto Post Modern klingt gut. Aber das Image der russischen Post ist nicht das Beste. Kommt die Post Russlands mit dem Modernisierungsanlauf nicht zu spät? Und warum so spät?
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Alexander Kisseljow: Es ist nie zu spät, dazu zu lernen, hat ein Klassiker gesagt. Die russische Post entspricht wirklich nicht ganz den internationalen Standards im Postverkehr, die Post hat viele alte Krankheiten, die sie loswerden muss. Aber ich bestreite, dass die Post Russlands die Modernisierung verpasst hat. Im Gegenteil. In keinem anderen Land gibt es ein so festes und breites Fundament für die Modernisierung: von Kaliningrad bis Wladiwostok haben wir 42.000 Poststellen. In Russland ist die Post nach den Erkenntnissen der Marktforscher wohl das bekannteste Markenzeichen überhaupt. Die Post ist bei den Vertrauenswerten auf Platz 1. Das ist viel wert.
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R-A.: Hat die traditionelle Post denn eine Zukunft, wenn alle Welt sich dem Internet zuwendet?
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Alexander Kisseljow: Trotz der stürmischen Entwicklung des Internets besonders in Russland spielt die Post weiter eine große Rolle. Nicht das ganze Land sitzt am Computer. Und es gibt Dienstleistungen, die per Internet nicht abgewickelt werden können, wie zum Beispiel Versand von Originaldokumenten. Wir sollten auch nicht vergessen, dass viele Menschen eben doch gerne hübsche handgeschriebene Briefe, Postkarten oder Glückwunschkarten verschicken.
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Irgendwann wurde vorschnell behauptet, dass das Fernsehen das Kino, die Zeitungen und Bücher verdrängen würde. So wird auch die Post nicht vom Internet verdrängt, jedenfalls nicht in den kommenden Jahrzehnten. Dabei muss die Post natürlich auch neue Technologien entwickeln. Bevölkerung, Wirtschaft und Staat haben einen Anspruch auf zuverlässigen, preisgünstigen und zeitgemäßen Postservice. Eben Post Modern.
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Die Post ist heute schon mehr als ein nationales Postversand, sondern zugleich auch ein universeller Anbieter eines breiten Spektrums von finanziellen und anderen kommerziellen Dienstleistungen. Dank dieser Diversifizierung sind wir gut durch die weltweite Finanzkrise gekommen.
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R-A.: 2010 hatte die russische Post ein gutes Betriebsergebnis, eine halbe Milliarde Rubel Reingewinn. Wie viel wollen Sie in Entwicklung und Modernisierung investieren?
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Alexander Kisseljow: Das Betriebsergebnis 2010 belegt übrigens anschaulich, dass die Probleme der Post durchaus lösbar sind, auch wenn das Qualitätsniveau, das unsere Kunden wollen, noch nicht erreicht ist. Die Entwicklung muss von allen weitergetrieben und unterstützt werden, u.a. auch seitens des Staates. Das Betriebsergebnis 2010 zeigt außerdem, dass mit einer richtigen Strategie auch schnell Ergebnisse erreicht werden können.
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Schon seit zwei Jahren haben wir gute finanzielle Ergebnisse. Im Vergleich mit dem Jahr 2008, als wir mit 1,474 Mrd. Rubeln in den roten Zahlen waren, war der Reingewinn der Post Russlands in 2009 schon 306 Mio. Rubel und 2010 bereits 483 Mio.
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Das Wichtigste aber ist meiner Meinung, dass wir den Investitionsprozess aktiviert haben. 2010 sind die Modernisierungsinvestitionen schon um 60 Prozent gewachsen und 2011 planen wir 40 bis 50 Prozent
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R-A.: Reichen denn die Eigenmittel der Post und die Unterstützung des Staates für eine ausreichend schnelle Entwicklung?
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Alexander Kisseljow: Ich glaube, nicht, dass es überhaupt eine Situation gibt, wo es für alles reicht. Wie der Volksmund sagt: Ein Leben zu leben ist mehr, als einmal übers Feld zu gehen. Ähnlich ist es bei der Postmodernisierung. Vergessen Sie nicht, dass wir eben 42.000 Poststellen, etwa 380.000 Mitarbeiter, 128.000 Zustellungsfilialen, über 700 Postwaggons der Bahn, etwa 450 verschiedene Zustellungsrouten per Bahn, Luft und Straße haben. Die Modernisierung dieses Unternehmens ist sehr schwierig.
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Wir haben einen Plan für die Modernisierung der Infrastruktur und einen Plan für die Entwicklung der Investitionen erarbeitet. Ohne auf die Unterstützung des Staates zu warten, die noch nicht beschlossen ist, realisieren wir die genannten Pläne und investieren Milliarden von Rubeln in laufende Projekte.
Ich hatte schon gesagt, dass in 2010 die Investitionen das 1,6-fache von 2009 also 8 Mrd. Rubel betrugen. Die strategisch wichtigen Entwicklungslinien dabei sind für uns: der Aufbau von automatisierten Sortier- und Verteilzentren der Post, die Modernisierung der technischen und Kommunikations-Infrastruktur, die Entwicklung des Fuhrparks der Post, Umbau und Renovierung der Poststellen und der Ankauf von Ausrüstung.
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R-A.: Wie stehen die Dinge bei der Umwandlung der Post in eine Aktiengesellschaft von der ja die Reorganisation der Post abhängt? Planen Sie eine Privatisierung oder teilweise Privatisierung? Wäre es nicht an der Zeit, Bereiche abzustoßen, die nicht zum Kerngeschäft gehören?
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Alexander Kisseljow: Die Reorganisation der Post ist so dringend, dass wir sie von der Überführung in eine Aktiengesellschaft nicht abhängig machen können. Wir können mit der Reorganisation nicht zwei Jahre lang auf die Entscheidung warten. Wir haben damit jetzt schon begonnen, unter anderem in der Struktur der Unternehmensführung. 2011 werden wir die wichtigsten Sektoren der kommerziellen Aktivitäten in einzelne Unternehmensbereiche aufteilen.
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In nächster Zukunft planen wir drei kommerzielle Bereiche: Post-Service, Finanzdienstleistungen und Einzelhandel und Versandhandel. Sie werden entsprechend dem bereits existierenden Unternehmensbereich EMS Russian Post organisiert. Für die Optimierung des weitgespannten Netzes der Poststellen planen wir die Einrichtung von 11 überregionalen Zentren. Alleine durch diese Reorganisation der Postverwaltung können wir nach Einschätzung von Fachleuten mindestens 4-6 Milliarden Rubel jährlich einsparen.
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R-A.: Das sind die Pläne. Welche konkreten Schritte auf dem Weg in die Zukunft gibt es denn schon?
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Alexander Kisseljow:Da ist schon einiges geschehen. Eines der Projekte ist die Mobile Post, wo wir in den Postfilialen begonnen haben, Mobiltelefone, Bezahlung von Internet- und Handyprovidern u.a. anbieten. Oder wir haben Postfilialen in großen Einkaufszentren im Großraum Moskau eingerichtet, die für die Menschen bequem nutzbar sind. Und im ersten Vierteljahr 2011 haben wir erstmals den Postversandkatalog Post-Supermarkt Mix angeboten. Das Ziel dieser Projekte ist, neue Kunden zu gewinnen und zusätzlichen Gewinn zu machen.
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R-A.: Wie entwickeln sich Postbank und Finanzservice der Post, über die so viel geredet wurde?
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Alexander Kisseljow:Mit unserem Filialnetz können wir den führenden russischen Banken Konkurrenz machen. Aus diesem Bereich kommen 37 Prozent des Unternehmensgewinnes. Das ist nur geringfügig weniger, als im traditionellen Postbereich. Mit dem Aufbau der Postbank lösen wir auch eine soziale Aufgabe. Gute Finanz- und Bank-Dienstleistungen werden überall auf dem gewaltigen Territorium Russlands für die Menschen zugänglich, inklusive der Dörfer und des Hohen Nordens.
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Ich meine, das erhöht die finanzielle Aktivität der Menschen, holt neue Ressourcen in die Wirtschaft und erhöht den Anteil des bargeldlosen Verkehrs.
Zweiter Teil des Gesprächs über die Zukunft der Post Russlands >>>
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