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Alexander Sbadasch, Wodkakönig (Foto: Archiv) |
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Donnerstag, 07.07.2005
Der Wodkakönig und der Präsident. Eine BiographieMoskau. Putins Vorstoß, den Russen staatlich garantiert reinen Wodka einzuschenken, könnte dem Petersburger Wodkakönig Sabadasch das Geschäft verderben einem „Bisnesmen“ alten Stils, der bei seinen alten Methoden blieb.
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Das russische System zur Kontrolle der Wodkaqualität sei allzu korrumpiert, wetterte Putin auf der Staatsratssitzung in Kaliningrad. Darum versagen die bestehenden Kontrollmechanismen. Alljährlich sterben 40.000 Menschen an gepanschtem Alkohol. Der Ausweg aus der Misere sei ein de facto Staatsmonopol für die Produktion reinen Alkohols.
Kontrolle der Qualität, der Einnahmen und der Geschäftsmethoden
Tatsächlich geht es natürlich nicht nur um die Qualitätskontrolle, sondern auch um die Kontrolle der Einnahmen aus dem Wodkageschäft. Wodka kann neben Öl und Gas die einträglichste Steuerquelle sein. Zu Zarenzeiten brachte das Wodkamonopol bis zu einem Drittel der Staatseinnahmen. Nach der Aufhebung des Staatsmonopols 1992 wurde der russische Wodkamarkt zu einem der am heftigsten umkämpften Wirtschaftsbereiche.
Einer der erfolgreichsten Akteure war der Petersburger Wodkakönig Alexander Sabadasch, ein typischer „Bisnesmen“ der ersten Stunde, der sich bis heute auf der Höhe des Geschäftes hält und sein Imperium dank alter Beziehungen und hemdsärmeliger Methoden sogar noch ausweiten konnte. Außer einigen Wodkafabriken kontrolliert er unter anderem auch das beste Zellulosewerk im russischen Nordwesten.
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Kann ein Vertreter der Schattenwirtschaft der 80iger einen Platz auf dem russischen Olymp einnehmen?
Sabadasch ist einer der Großen im russischen Geschäft aber auch in seiner Heimatstadt Petersburg dürfte er mehr Feinde als Freunde haben. Und er gerät immer mehr in Widerspruch zum neuen Image der russischen Wirtschaftselite. Umso interessanter ist diese Biographie eines der „Bisnesmeny“, die ihre Karriere vor 20 Jahren in Trainingshosen auf den Straßenmärkten der Perestroika begannen und inzwischen Millionen- und Milliardenvermögen kontrollieren.
Sabadasch und Chodorkowski unterscheiden sich nicht nur dadurch, dass der eine Wodka- und der andere Öl-Dollars machte. Komsomolfunktionär und KP-Mitglied Chodorkowski nutzte die Chancen, die ihm seine Ausbildung und seine Beziehungen in der Moskauer Elite boten. Sabadasch ist ein Vertreter der Schattenwirtschaft der 80iger. In ihren Methoden unterschieden sie sich dann kaum noch.
Ob dieser Mann von den Straßen der nördlichen Hauptstadt sich tatsächlich den Weg auf den Olymp der russischen Geschäftswelt bahnen kann an die Rubljowskoje Chaussee, in die direkte Nachbarschaft des Präsidenten oder des Oligarchen Wladimir Potanin, das ist ein hochinteressanter Test auf die Fähigkeit der russischen Elite und ihres Staates, die eigene Vergangenheit zu bewältigen.
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Angefangen als Autowäscher...
Angefangen hatte Alexander Sabadasch als Zwanzigjähriger 1985 als Autowäscher in Leningrad. Später verkaufte er auf der Peter-und-Paul-Festung Schaschlik an Touristen, verstand aber schnell, dass es doch viel einträglicher war, an der finnischen Grenze Wodka zu verkaufen. Die Wirren der Perestroik nutzte er dann, um das ursprünglich akkumulierte Startkapital in einer Jeans-Näherei anzulegen, in der er gefälschte „Levis“-Jeans produzierte.
Gute Beziehungen sind das beste Kapital
Das Wichtigste in dieser Zeit der Wirren war aber wohl seine Bekanntschaft mit dem späteren Tennis-Trainer Jelzins, Schamil Tarpischtschew und den Unternehmern Tschornych, die später im Aluminium-Geschäft ganz groß wurden.
Ende der 80iger Jahre wurde Sabadasch Vertreter für Absolut-Wodka. Insider sagen allerdings, ein erheblicher Teil des Absolut-Wodkas, den er verkaufte, sei in Wirklichkeit nicht in Schweden, sondern illegal in Polen abgefüllt worden. Sabadasch erfand auch den Dosen-Wodka. 1994 hatte der ehemalige Autowäscher jedenfalls seine erste Million Dollar zusammen.
Steueroasen und lücken geschickt genützt
1997 wurde er Besitzer der Petersburger Wodkafabrik „Liwis“, gründete Filialen in der russischen Steueroase Kalmückien und im Gebiet Moskau und entwickelte ein einträgliches Schema, seinen Wodka so durch Russland zu transportieren, dass maximal Steuern optimiert wurden. Die Wodkaproduktion in Kalmückien ersparte ihm 85% der Produktionskosten.
1998 versuchte erstmals der damalige Petersburger Vizegouverneur Ilja Klebanow, den umtriebigen Wodkakönig zur Steuerehrlichkeit zu zwingen. Der Streit endete damit, dass ein Referent Klebanows, der ebenfalls im Wodkageschäft tätig war, wegen Erpressung und Bestechungsnahme in Höhe von 10.000 USD zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Der Mann wurde zwar in der Berufung freigesprochen und verklagte seinerseits Sabadasch. Sabadasch blieb aber natürlich bis heute „Liwis“-Besitzer.
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Ideales Instrument im Konkurrenzkampf: Bekannte im Justizapparat
Das Wichtige an dieser Episode war aber, dass Sabadasch ein Instrument entwickelt hatte, dass er künftig noch öfter erfolgreich einsetzen konnte: gute Beziehungen zum Gericht und gute Anwälte bürgen für Erfolg, auch wenn man nicht recht hat. Die nötigen Gerichtsbeschlüsse können auch vor weit abgelegenen Gerichten erwirkt werden. Kurz nach dem Sieg in Sachen „Liwis“ wurde er durch eine auch für russische Verhältnisse abenteuerliche Betriebsübernahme über die Grenzen Russlands hinaus bekannt.
Er erwarb zusammen mit Petersburger Partnern das Wyborger Zellulosekombinat, das zu dem Zeitpunkt aber von der Belegschaft besetzt war, die so ihre Arbeitsplätze gegen Sanierungspläne verteidigen wollte. Sie hatte bereits einen Hubschraubereinsatz der ehemaligen Besitzer abgewehrt. Sabadasch versuchte kurz entschlossen in Begleitung eines Sondereinsatzkommandos, das Betriebsgelände und das Direktionsgebäude im Sturmangriff zu erobern. Es kam zu einer wilden Schlägerei. Sabadasch brach sich eine Rippe und wurde von den wütenden Zellulosearbeitern in Geiselhaft genommen.
Wenn Brachialgewalt nicht hilft, dann Geld und Beziehungen
Aber Sabadasch löste das Problem, das mit Brachialgewalt nicht zu lösen war, mit seiner neu entdeckten Methode mit Geld. Nach Auszahlung recht ordentlicher Löhne öffneten die Gewerkschaften Sabadasch und Partnern die Tore. Die siegreichen Partner zerstritten sich sehr schnell, aber Sabadasch konnte vor einem Petersburger Bezirksgericht ein Urteil erwirken, das das Zellulosewerk ganz auf ihn übertrug. Im Sommer 2002 erschien der Gerichtsvollzieher in Begleitung eines Wachregimentes des Innenministeriums und verschaffte dem Direktor Sabadasch` die Kontrolle über den Betrieb.
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Die von Sabadasch übertölpelten Partner konnten in den darauf folgenden Jahren zwar ihrerseits eine ganze Reihe von Gerichtsurteilen zu ihren Gunsten erwirken. Aber weder die Gerichtsvollzieher noch die Innenministeriums-Einheiten hielten sich an an die Urteile. Sabadasch kontrolliert darum bis heute auch eines der besten Zellulosewerke im Nordwesten Russlands.
Sabadasch sponsort auch den Gouverneur des Gebietes Leningrad
Vielleicht hatte ihm dabei auch genützt, dass er einer der Wahlkampf-Sponsoren für den Gouverneur des Gebietes Leningrad, Waleri Serdjukow gewesen war. 2001 gelang es Sabadasch jedenfalls, in einem abenteuerlichen Manöver auch den ehemaligen Staatsbetrieb „Russki Diesel“ zu übernehmen.
Eigentum und Produktionsanlagen des Staatsbetriebes „Russki Diesel“ wurden in den Besitz einer „Aktiengesellschaft Russki Diesel“ übertragen, die zu 49% einer Tochterfirma von Sabadasch gehörte. Mehrere Auktionen zum Verkauf der restlichen staatlichen Aktien scheiterten mangels Beteiligung anderer Investoren. Schließlich musste Sabadasch „Russki Diesel“ zu einem günstigen Preis ganz für sich übernehmen.
...vermietet sein Fabrikgelände an Ford und mausert sich selbst zum Senator mit parlamentarischer Immunität
Heute wird auf dem Fabrikgelände neben Fertigung von Aluminiumteilen auch Wodka abgefüllt. Ein Teil des Geländes ist langfristig an das Ford-Montagewerk verpachtet. Seit 2003 machte sich Alexander Sabadasch daran, sein Imperium und sich selbst auch politisch abzusichern: Er ließ sich vom Regional-Parlament der Nentsen zum Vertreter des Autonomen Gebietes der Nentsen im Föderationsrat bestimmen und errang so für sich auch parlamentarische Immunität.
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Schließlich scheint es dem ehemaligen Autowäscher und Nentsen-Senator, der außer zwei Kursen zum U-Boot-Fahrer keine sonderliche Ausbildung genossen hat, gelungen zu sein, sich auch einen Platz auf dem russischen Olymp zu sichern. (ganz abgesehen davon, dass er selbst für alle Fälle eine US-Aufenthaltsgenehmigung hat und seine Frau einen US-Pass besitzt)
Wird Petersburger Wodkakönig Nachbar des Präsidenten ?
Nach Angaben von RBC daily versucht Sabadasch mit Hilfe von kalmückischen Gerichtsbeschlüssen das Territorium der Sowchose Gorki-2 zu übernehmen, das direkt neben der Putin Residenz von Nowo-Ogarjowa an der Rubljowkoje Chaussee liegt. Das Gelände ist als Baugelände ausgewiesen und einige hundert Millionen Dollar wert.
(gim/.rufo)
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(Topfoto: TV)
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