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Bei dem Flugzeugabsturz bei donezk kamen 170 Menschen ums Leben (foto: vesti)
Bei dem Flugzeugabsturz bei donezk kamen 170 Menschen ums Leben (foto: vesti)
Donnerstag, 05.10.2006

Tu-154-Absturz: Extremes Wetter und üble Fehler

St. Petersburg. Auch wenn der Untersuchungsbericht zum Tu-154-Absturz über der Ukraine noch nicht vorliegt, werden zunehmend Details bekannt. Auch das Tonband aus dem Cockpit wurde inzwischen veröffentlicht.


Dass der aus Anapa nach St. Petersburg fliegenden Tu-154 der Fluggesellschaft „Pulkovo“ die Wetterlage zum Verhängnis wurde, wurde schon kurz nach dem Unglück klar: Die Maschine stürzte trudelnd aus einer Gewitterfront, die die Besatzung in maximaler Höhe überfliegen wollte.

Experten der Petersburger Hydrometeorologischen Universität haben im Rahmen der Unfalluntersuchung die Wetterlage zum Unglückszeitpunkt rekonstruiert. Wie der Rektor der Uni gegenüber dem „Kommersant“ sagte, erkannten die Meteorologen bei der Prüfung der Wetterkarten „eine geradezu extremale Wetterlage“.

Tödliche “Hitze“ in zwölf Kilometer Höhe


Anstatt der üblichen minus 54 Grad wäre es zu diesem Zeitpunkt auf 12.000 Meter Höhe über dem Gewitter ungewöhnliche minus 34 Grad warm gewesen. Die Crew sei jedoch vor dem Start wie auch unterwegs über die gefährliche Wetterlage informiert worden. Als sie dennoch beschloss, dass Gewitter zu überfliegen und nicht auszuweichen oder den Flug abzubrechen, sei sie „ein eindeutiges Risiko eingegangen“, so Karlin.

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Durch die hohe Temperatur hätte die ohnehin schon äußerst dünne Luft in der maximalen Flughöhe der Maschine noch weniger Dichte als üblich aufgewiesen, erklärt der Experte. Damit wachse die Gefahr, dass die Triebwerke aus Sauerstoffmangel zu spucken und faktisch „abzusaufen“ beginnen. Damit breche der Schub weg, der jedoch nötig sei, um das Flugzeug in der Luft zu halten. Auch könne die extrem dünne Luft bei jedem zusätzlichen Steuermanöver zu einem Strömungsabriss an den Tragflächen führen.

„Beides, Triebwerkversagen und Strömungsabriss könnten auch gleichzeitig aufgetreten sein“, so der Wetterexperte. “In so einer Situation wäre auch ein erfahrener Testpilot machtlos, geschweige denn ein gewöhnlicher Verkehrsflieger“, meint Karlin.

Letzte Worte: “Bring uns nicht um!“


In gewisser Weise werden die Überlegungen des Meteorologen durch die inzwischen veröffentlichten Aufzeichnungen des Cockpit-Recorders gedeckt. Das die letzten fünf Minuten umfassende, stellenweise unverständliche Protokoll endet vier Sekunden vor dem Aufschlag mit dem Ausruf „Bring uns nicht um!“ des noch in der Anlernphase befindlichen Copiloten.

Allerdings hatte auch der zusätzlich im Cockpit mitfliegende Ausbilder keine Tricks parat, um die durchsackende Maschine wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Aus dem Band geht hervor, dass die Besatzung zunächst den Aufstieg auf die Flughöhe 390 bzw. 400 (ca. 12.000 Meter) einleitet und dabei bereits von einer Automatik vor dem maximalen Anstellwinkel zum Luftstrom gewarnt wird. Doch auch in dieser Höhe hat sie das Gewitter noch nicht unter sich gelassen: Der wie ein Rohrspatz fluchende Erste Pilot schimpft über Gewitter und „auch noch Hagel“ und fleht seinen Navigator an, einen Ausweg zu finden: „Igor, wo kann man sie noch umgehen?“ (gemeint ist die Gewitterwolke).

Nur wenige Sekunden auf der maximalen Flughöhe


Auch Flughöhe 390 angekommen, sackt die Maschine nach wenigen Sekunden durch – und die Besatzung verliert offenbar die Kontrolle – ohne dies eventuell richtig zu realisieren. Der Pilot versucht, mit Vollgas das Flugzeug wieder in Griff zu bekommen, doch nach etwa 45 Sekunden, in denen die Maschine von heftigen Böen durchgeschüttelt wird, beginnen die Triebwerke aus Luftmangel zu streiken.

Nach zwei Minuten setzte die Crew einen SOS-Ruf ab, als ihr klar geworden war, dass die Maschine nicht mehr unter Kontrolle ist. Der Pilot versucht allerdings immer noch, die Maschine in einen Steigflug zu zwingen („Ziehen, ziehen“) – anstatt, wie es zum Ausleiten aus dem Trudeln nötig wäre, die Nase nach unten zu drücken, um Geschwindigkeit aufzunehmen.

Doch für ein solches Rettungsmanöver wäre auch jede Menge Höhenreserve nötig gewesen. Diese verlor die wie ein Stein herabstürzende Maschine mit jeder Sekunde, die verstrich.

(ld/.rufo)


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