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Demnächst ein Russe? - Der Mars |
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Donnerstag, 08.01.2004
Mars attakedVon Boris Velitshkovski, Moskau. Gott liebt Amerika. Die Amerikaner wussten es schon längst, der Rest der Welt spätestens jetzt. Während das europäische Marsmodul Beagle-2 die Landung auf dem roten Planeten nicht überstand, liefert der amerikanische Spirit die ersten Bilder. Das Wettrennen um Mars scheint entschieden zu sein. Russland kann aber das Ruder umreißen mit einem Projekt, das selbst die Mondlandung in den Schatten stellen wird.
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Die Wahrscheinlichkeit, auf dem Mars erfolgreich zu landen, beträgt nicht einmal 50 zu 50. Mehr als zwei Drittel aller Marsapparate gingen in den letzten vierzig Jahren verloren. Von den restlichen waren fast alle made in USA.
Die unglückliche Landung von Beagle-2 auf dem Mars ist auch für Russland ein herber Schlag gewesen. Die Mission war nämlich als eine Revanche gedacht. 1996 stürtzte das in Russland gebaute Raumschiff Mars-96 beim Starten ab. Die anspruchsvolle wissenschaftliche Ausrüstung an Bord ging verloren.
Nach dieser Niederlage sollte Beagle-2 den russischen Konstrukteuren neuen Ruhm verschaffen einige wichtigen Geräte am Bord waren von russischen Raumfahrtunternehmen in Kooperation mit ausländischen Partnern gebaut worden. Jetzt liegt das ganze Gut am Boden eines namenlosen Kraters verstreut.
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Bereits 2001 hatte die russische Raumfahrtagentur Rosaviakosmos angekündigt, dass Russland an einem bemannten Marsflug arbeite. Die endgültige Version des Programms soll 2005 nach der Fertigstellung der Internationalen Raumstation ISS vorgestellt werden. Die Vorbereitungen laufen schon jetzt, obwohl die Finanzierung des Projekts noch in den Sternen steht. Der Flug selbst findet nach Angaben von Rosaviakosmos 2016-2020 statt. Teilnehmen werden vier oder fünf Männer. Frauen müssen sich bis zur zweiten Mars-Mission gedulden.
Das wohl bekannteste russische Raumfahrtskonzern Energija entwarf 2002 ein Raumschiff, das den Menschen zum Mars bringen könnte. Dieses soll einen neuartigen Ionenantrieb erhalten, der bis jetzt nur in Militärsatteliten verwendet wurde. Die Energie für den Flug werden zwei Solarsegel liefern, jedes so groß wie ein Fussballfeld. Die Wohnkapsel eine dreimal vergrößerte Kopie von dem auf der ISS eingesetzten Wohnmodul Swesda bekommt einen dicken Strahlungsschutz. Technisch ist ein Marsflug möglich, sagt Leonid Gorschkow, Chef-Entwickler bei Energija.
Technische Probleme mögen gelöst sein, allerdings ist es unklar, ob Menschen zweijährigen Flug im offenen Raum überhaupt überstehen können. Die Langzeitwirkung kosmischer Strahlung auf einen lebenden Organismus ist noch nie richtig studiert worden. Zwar hat der russische Kosmonaut Walerij Poljakow anderthalb Jahre ohne Gesundheitsschäden auf der Mir verbracht, aber die Mir befand innerhalb des irdischen Magentfelds, das den Erdbewohnern als Strahlungsschutz dient.
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Ein Marsflug ist außerdem eine Herausforderung an die Psyche der Besatzung, da die Marsflieger viele Monate auf engstem Raum zusammenleben müssen. Derartige Stress-Zustände versucht derzeit das Moskauer Institut für medizinisch-biologische Probleme (IMBP) in einem 500-tägigen Experiment zu simulieren. Was nicht simuliert werden kann, ist die quälende Gewissheit, dass im Falle eines Falles keine Rettungsmöglichkeit offen stehen wird. Damit werden die Marsonauten wohl selbst fertig werden müssen.
Rosaviakosmos ist sogar bereit, das übliche Auswahlverfahren für Raumfahrer zu ändern, damit an der Marsexpedition die fähigsten Leute teilnehmen. Das gab der Chef der russischen Kosmonauten-Abteilung Wassilij Tsiblijew bekannt. Üblicherweise werden in Russland die Flugkommandanten aus der Luftwaffe, die Techniker aus Energija-Ingenieuren und die Bordärzte aus dem Moskauer IMBP-Institut angeheuert.
Für den Marsflug soll dagegen ein spezielles Kandidatenprofil zusammengestellt und öffentlich ausgeschrieben werden. Jeder, der sich geeignet füllt, kann sich bewerben. Entscheidend ist die Kombination von Intelligenz mit ausgezeichneter physischer Gesundheit.
Interessanterweise haben es die Russen nicht einmal nötig, auf dem Mars selbst zu landen. Die Landung und das abschließende Starten vom Mars ist extrem gefährlich, wie ja Beagle-2 einleuchtend demonstriert hat. Wenn Russland es schafft, den Mars zu erreichen und eine Orbitalstation ähnlich der ISS in der Marsumlaufbahn zu errichten, wird es die Marserforschung für die kommenden Jahrzente kontrollieren.
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(Topfoto: Archiv/.rufo)
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