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LIchterloh brannte das Munitionslager auf Kamtschatka (foto: newsru/vesti) |
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Montag, 03.10.2005
Großbrand in Munitionslager auf KamtschatkaSt. Petersburg. Die Pazifikflotte hat es mit einem neuen Unglück wieder in die Schlagzeilen geschafft: Zwei Monate nach dem U-Boot-Drama vor Kamtschatka brannte das Hauptmunitionsdepot auf der Pazifikhalbinsel ab.
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7.500 Menschen aus neun Dörfern mussten evakuiert werden. Wegen der mehrere Kilometer weit herumfliegenden Geschosse und Munitionsfragmente wurde das Territorium im Umkreis von 15 Kilometern um das Depot im Ort Juschnije Korjaki zum Sperrgebiet erklärt. Auch der Zivilflughafen von Petropawlowsk-Kamtschatski in Jelissowo wurde gesperrt.
Das Feuer war um 3.10 Ortszeit am Samstag (Freitag, 18.10 Uhr in Moskau) ausgebrochen. Drei Stunden später drückten mächtige Explosionen in den umliegenden Ortschaften alle Fenster ein. Angeblich wurden vier Bewohner durch Glas- und Granatsplitter verletzt, Todesfälle wurden jedoch nicht bekannt.
Fünf Wachsoldaten werden vermisst
Unklar ist das Schicksal von fünf Soldaten, die unmittelbar auf dem Lagerareal Wache schoben. Möglicherweise haben sie sich in einen für solche Situationen vorgesehenen Bunker zurückgezogen, doch gibt es keinen Kontakt zu der Gruppe.
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Mit Beginn der Explosionen waren Lösch- oder Rettungsarbeiten faktisch unmöglich, da niemand die Gefahrenzone betreten konnte. Am Montag morgen hatten sich Aufklärer des Militärs wieder bis auf 300 Meter an das Lager vorgewagt.
Nach vorläufigen Analysen hat der Großbrand 60 Prozent der Munitionslager der Armee auf Kamtschatka zerstört oder beschädigt. Als potentielle Gründe für das Großfeuer nennt die Militärstaatsanwalt drei Versionen: Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit der Munition, unsachgemäße Lagerung oder Brandstiftung letztere möglicherweise durch Einbrecher, die Spuren ihres Tuns verwischen wollten. Ermittelt wird offitziell wegen „Fahrlässigkeit im Umgang mit explosiven Materialien“.
Alte Munition lagerte unter freiem Himmel
Das Feuer war auf einer Fläche ausgebrochen, wo vor zwei Jahren aus der Polarprovinz Tschukotka zur Entsorgung zurückgeholte alte Munitionsbestände unter freiem Himmel gelagert wurden.
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Nach den Worten des Ersten Vizeverteidigungsministers Alexander Beloussow könnte der Brand durch das Kollabieren einer Holzkonstruktion ausgelöst worden sein, die einen Munitionsstapel aufrecht hielt. Durch den Aufschlag auf der Erde könnte der Zünder einer Granate ausgelöst haben. Wegen der langjährigen Lagerung der Munition im Freien kam es jedoch nicht zu einer Explosion, sondern nur zu einem Schwelbrand des Pulvers, der dann auf trockenes Gras und den Holzstapel selbst übergriff. Bei der zerstörten Munition soll es sich um Artilleriegranaten, Sprengköpfe von Torpedos und Raketen für Raketenwerfer gehandelt haben.
Das russische Verteidigungsministerium stellte 70 Millionen Rubel (ca. 2 Mio. Euro) für Reparaturarbeiten in den betroffenen Siedlungen bereit. Bis 15. Oktober sollen die Schäden beseitigt sein, versprach Beloussow.
Erste Evakuierte konnten zurückkehren
Nachdem in der Nacht auf Montag Regenfälle den Brand eingedämmt hatten und die Häufigkeite und Stärke der Explosionen deutlich zurück ging, durften zunächst die Bewohner einer der neun geräumten Siedlungen wieder in ihre Häuser zurückkehren. Während der Evakuierung hatten die Behörden jedoch mit zahlreichen Menschen zu tun, die ihre Häuser aus Angst vor Plünderern nicht verlassen wollten oder versuchten, unter Umgehung der Sperrposten wieder zurückzukehren. Auch wurden zwei Gruppen von Jugendlichen aufgegriffen, die im Sperrgebiet nach „Trophäen“ suchen wollten.
Wie ein Militärsprecher in Petropawlowsk-Kamtschatski am Montag Morgen nach Moskauer Zeit erklärte, schwelt das Feuer noch an drei kleineren Stellen. Offene Flammen seien nicht mehr zu beobachten. Das Militär geht deshalb davon aus, dass der Brand im Laufe des Tages oder spätestens am Dienstag Morgen vorbei sein sollte.
Im Mai 2004 hatte es einen ähnlichen Großbrand in einem Munitionsdepot der ukrainischen Armee gegeben. Schlecht bewachte, unzulänglich gelagerte und seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten auf ihre Entsorgung wartende Altbestände an Waffen und Munition aus Sowjetzeiten sind auf dem ganzen Territorium der Ex-Sowjetunion immer wieder Auslöser für derartige Unglücke.
(ld/rufo)
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