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Die einfachste Antwort auf die vielen Prüfungsfragen: eine Handvoll Cash (Foto: newsru.com) |
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Dienstag, 04.06.2013
EGE: Korruption durchlöchert russische Abitur-PrüfungMoskau. Wie bereitet sich ein russischer Schüler auf das EGE, die gefürchtete Abiturprüfung vor? Entweder er paukt. Oder seine Eltern kaufen fürsorglich vorab die Prüfungsaufgaben - oder gleich einen Ghostwriter.
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Die drei Haupttage des landesweiten Abiturs EGE sind vorbei, am Montag wurde mit Mathematik das dritte Prüfungsfach abgenommen. 815.000 Prüflinge haben überall in Russland an dem landesweit einheitlichen Examen teilgenommen.
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Doch am Tag danach stellt sich die russische Öffentlichkeit die Frage, wie viele davon wirklich ihr eigenes Wissen auf den Prüfstand gestellt haben. Denn das vor einigen Jahren eingeführte Zentralabitur es sollte die allfällige Korruption an den Universitäten bei der Vergabe von Studienplätzen durch Eignungsprüfungen ausrotten hat sich zumindest in manchen Regionen in ein perfekt durchorganisiertes Business verwandelt: Rubel gegen Prüfungspunkte.
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Individuelle Schummelversuche mit Spickzetteln oder einem Anruf bei einem Freund von der Schultoilette aus, sind nicht das Problem in Russland. Auch nicht der Umstand, dass die Prüfungen am Pazifischen Ozean zehn Stunden früher beginnen als an der Ostsee: In den vergangenen Jahren fotografierten Fernost-Schüler immer wieder einmal ihre Prüfungsbögen und stellten sie ins Internet.
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Inzwischen gibt es regional unterschiedliche Aufgabenstellungen und wer seine Aufgaben publik macht, kann das Zeugnis zumindest für dieses Jahr abschreiben.
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Nepp: Prüfungsfragen aus dem Netz
Das russische Internet war in diesen Tagen voll mit Verkaufsangeboten der echten EGE-Prüfungsaufgaben von 2013 . Doch dies ist in den meisten Fällen eine Betrugs-Masche: Man bezahlt für den Zugang zum Material und wenn es sich hinterher als falsch herausstellt, gibt es niemanden mehr, bei dem man sich beschweren könnte.
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Dennoch werden die aktuellen Aufgaben gehandelt aber offline: Es seien hohe regionale Beamte aus dem Bildungssystem, die die streng geheimen Prüfungsunterlagen für ziemlich viel Geld vorab an bewährte Mittelsmänner weiterverkaufen, berichtet Artjom Chromow von der Studenten-Union.
Jene verticken die heiße Ware an vertrauenswürdige Abnehmer weiter. Dies können Eltern sein, aber auch Schuldirektoren, die damit ihr Prüfungs-Business organisieren. Chromows Verband hat selbst Prüfungsaufgaben herausgeschlagen und veröffentlicht: Wir machen unsere Quellen aber nicht öffentlich, wir zeigen sie nicht an. Wir wollten zeigen, dass es Schwachpunkte in der EGE-Struktur gibt, gegen die man systematisch vorgehen muss.
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Im Kaukasus floriert das EGE-Business besonders
Absurde Ausmaße hat das Abiturgeschäft im russischen Kaukasus angenommen: Vor allem in den Teilrepubliken Dagestan, Kabardino-Balkarien und Karatschajewo-Tscherkessien sei es inzwischen üblich, dass Lehrer und Direktoren von ihren Schülern einige Tage vor der Prüfung zwischen 20.000 und 100.000 Rubel (2400 Euro) pro Prüfungsfach kassierten, berichtet man bei der Gesellschaftskammer, wo eine Hotline zum EGE eingerichtet worden war.
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Für dieses Geld müssen die Prüfungsaufgaben dann nicht einmal mehr von den Schülern gemeistert werden. Diesen Job übernehmen die Lehrer gleich selbst. Manche Leute rufen sogar an und beschweren sich, dass sie bereit wären, mehr Geld für eine bessere Note zu bezahlen, aber leider reiche das Wissen der Pädagogen dafür nicht aus, so Ljubow Duchanina, die Vizevorsitzende des Bildungsausschusses der Kammer.
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Goldader für kaukasische Bergdörfer
Der Handel mit den Prüfungen ist so verbreitet, dass ein EGE-Tourismus entstanden ist: Zu hunderten haben sich auch dieses Jahr wieder Schüler aus den Städten in teils extrem abgelegenen Bergdörfern zur Prüfung angemeldet das Examen ist dort schlichtweg billiger. Außerdem wird, ungestört von ministerialen Kontrolleuren, in Dorfschulen gerne toleriert, dass die Prüflinge per Handy ihr privates Beratergremium konsultieren.
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Die EGE-Note der Kinder hat sich im Kaukasus zu einem Prestigewert wie ein Lada Priora mit dunkel getönten Scheiben entwickelt, hieß es in einer Reportage der staatlichen Agentur RIA Novosti aus Dagestan. Also wird das Abi gekauft und in gemeinsamer Anstrengung des ganzen Familienclans gemeistert und alle sind zufrieden, auch die ansonsten miserabel bezahlten Lehrkräfte.
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Mit gekaufter Abi-Note an die Uni usw.
Auch so lernt man etwas fürs Leben vor allem über Russlands Grundübel, die Korruption. Derartig geschulte Kinder kommen dann an Universitäten, wo immer wieder einmal Dozenten auffliegen, die Prüfungsnoten verkaufen. Und schließlich machen sie ihr Diplom oder gar einen Doktor eine Aufgabe, die bei persönlichem geistigen Unvermögen ebenfalls gegen Geld an einen akademischen Ghostwriter abgegeben werden kann.
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Bei einem jüngst - nach deutschem Vorbild - ins Rollen gekommenen Skandal um Plagiate in den Dissertationen zahlreicher Politiker und Spitzenbeamter geht es dann auch gar nicht so sehr um deren Schludrigkeit beim Zitieren oder vergessene Quellenangaben:
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Geballter akademischer Pfusch gilt in Russland eher als Hinweis, dass die ganze Arbeit gekauft war einschließlich Prüfungskommission und Titel.
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