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Der Moskauer Krisenstab setzte von Anfang an auf einen Sturmangriff (Foto: www.newsru.com) |
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Dienstag, 29.08.2006
Beslan-Dossier: Geheimdienst von Anfang an für SturmMoskau. Die Geschichte des Geiseldramas von Beslan muss womöglich grundlegend umgeschrieben werden. Zu diesem Schluss kommt die Wochenzeitung Nowaja Gaseta in einem vielseitigen Beslan-Dossier.
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In mehreren Kernpunkten unterscheiden sich die Ergebnisse fast zweijähriger akribischer Recherchen von der offiziellen Version über den Hergang der Tat, die 330 Menschenleben kostete. Es geht hier nicht um eine Version, sondern um Tatsachen, die so und in der Reihenfolge beschrieben werden, wie sie sich ereignet haben, so das kritische Wochenblatt in der Einleitung zu dem Dossier.
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Flammenwerfer zu Beginn des Sturms eingesetzt
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Nach der Durchsicht von Gerichtsprotokollen, teils internen Untersuchungs-Materialien und etlichen Interviews mit Zeugen kommen die Nowaja-Gaseta-Journalisten zu dem Schluss, dass der Sturm auf die besetzte Schule von Beslan am 3. September 2004 nicht eine spontane Reaktion auf eine Explosion im Schulgebäude war, sondern in dieser Form bereits vorab geplant wurde.
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Der Sturmangriff zur Beendigung des Geiseldramas sei eingeleitet worden, indem Sondereinsatzkräfte den Sportsaal der Schule mit Granat- und Flammenwerfern beschossen. Die offizielle Version, derartige Waffen seien erst eingesetzt worden, als es keine lebenden Geiseln mehr im Gebäude gab, sei unhaltbar. Den Recherchen der Nowaja Gaseta zufolge begann der Sturm in dem Moment, als der tschetschenische Untergrundpräsident Aslan Maschadow sich als Unterhändler zur Verfügung stellte.
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Zuvor habe es einen Konflikt zwischen den beiden konkurrierenden Krisenstäben gegeben. Während der ossetische Krisenstab unter Führung des damaligen Republikpräsidenten Alexander Dsasochow sich um eine Verhandlungslösung bemühte, setzten aus Moskau eingeflogene Geheimdienstgeneräle offenbar von Anfang an auf eine gewaltsame Lösung.
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Ossetischem Präsident mit Festnahme gedroht
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Dsasochow schaltete außer den tschetschenischen Untergrund-Führern sogar kaukasische Mafia-Bosse in die Bemühungen um eine Verhandlungslösung ein. Als er das Angebot machte, die Kinder gegen 800 Beamte auszutauschen, wurden ihm weitere derartige Verhandlungen aus Moskau verboten - unter Androhung, er würde anderenfalls verhaftet. Insgesamt nahmen an dem Terrorangriff auf die Schule 60 bis 70 statt wie offiziell angegeben 32 Terroristen teil, so die Zeitung. Die Geiselgangster erreichten Beslan ungehindert in mehreren Fahrzeugen. Sollte die Zahl stimmen, würde das heißen, dass die Hälfte der Terroristen im Chaos nach dem Sturm entkommen konnte.
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Die womöglich schlimmste Erkenntnis des Beslan-Dossiers jedoch ist, dass das Geiseldrama wahrscheinlich hätte verhindert werden können. Am frühen Morgen des 1. September 2004 war in Tschetschenien ein Söldner der Kampfgruppen verhaftet worden, der bei seiner Vernehmung von den Plänen berichtete, eine Schule in Beslan zu besetzen, so die Zeitung unter Berufung auf interne Lageberichte der Polizei.
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Drei Stunden vor Beginn des Terroristenangriffs wussten die tschetschenischen Sicherheitskräfte demnach von der bevorstehenden Attacke. Besondere Vorsichtsmaßnahmen wurden dennoch nicht ergriffen, offenbar leiteten die Tschetschenen die Informationen noch nicht einmal ins benachbarte Ossetien weiter.
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(kp/.rufo)
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