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Wladimir Putin musste sich in Moskau selten zu hörende harte Kritik an seiner Medienpolitik anhören (foto: kp/rufo)
Wladimir Putin musste sich in Moskau selten zu hörende harte Kritik an seiner Medienpolitik anhören (foto: kp/rufo)
Dienstag, 06.06.2006

Scharfe Kritik an Russland auf Welt-Zeitungskongress

Moskau. Der Weltzeitungsverband (WAN) hat zur Eröffnung seines Jahreskongresses in Moskau massive Kritik an der Lage der russischen Medien geübt. WAN-Präsident Gavin O’Reilly forderte „dramatische Veränderungen.“

Nur dann könne in Russland eine wirklich freie Presse entstehen. Der staatliche Einfluss auf die Medien nehme in letzter Zeit immer weiter zu. Es bestünden Zweifel daran, dass die russische Führung wirklich an der Existenz unabhängiger Medien interessiert sei, so O’Reilly.

Vorab hatte die Moskauer Zeitung „Kommersant“ berichtet, dass die Rede auf Druck aus dem Kreml sogar noch entschärft worden war und ursprünglich die Forderung enthielt, Russland wegen der Unterdrückung unabhängiger Medien aus der G8 auszuschließen.

Putin: Eines der weltweit liberalsten Mediengesetze


Bei Russland-Aktuell
• Welt-Zeitungskongress beginnt heute in Moskau (05.06.2006)
• Internetzeitung wegen Putin-Satire eingestellt (23.05.2006)
• Es sah aus wie Pressefreiheit, war aber Auftragsarbeit (14.04.2006)
• Kaufen Gazprom oder Axel Springer den Kommersant? (10.04.2006)
• Neues Werbegesetz in Russland verabschiedet (24.02.2006)
Russlands Präsident Wladimir Putin, der an der Eröffnung des Kongresses im Moskauer Kremlpalast teilnahm, wies die Kritik in einem Grußwort zurück. Russland habe eines der liberalsten Pressegesetze der Welt, sagte er. Inzwischen gebe es eine so große Anzahl privater Medien, dass der Staat deren Arbeit „selbst dann nicht kontrollieren könnte, wenn er es wollte.“

Zu Beginn seiner Amtszeit sei die Pressefreiheit nicht mehr vom Staat, sondern von Finanzstrukturen bedroht worden, die die von ihnen kontrollierten Medien als Instrumente im politischen Machtkampf nutzten, sagte Putin.

Goldene Feder für iranischen Journalisten


Auf der Eröffnungszeremonie des Kongresses wurde der iranische Journalist Akbar Ganji mit der WAN-Premie „Goldene Feder der Freiheit 2006“ ausgezeichnet. Ganji war nach einem Bericht über Auftragsmorde an iranischen Dissidenten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Während der Haft überlebte er erniedrigende Bedingungen im Gefängnis, Folter und mehrere Hungerstreiks. Bei seiner Entlassung im Frühjahr war der Journalist bis auf 49 Kilogramm abgemagert. In aus der Haft geschmuggelten Briefen hatte er stets betont, er habe seine Ansichten nicht geändert.

An dem 59. WAN-Weltkongress in Moskau nehmen über 1.700 Spitzenvertreter von Medien aus mehr als 100 Ländern der Erde teil. Noch bis zum 7. Juni werden sie über die Zukunft ihrer Branche diskutieren.

(epd/kp)


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