Offenbar hatte die Einfuhrbestimmung von Kunstwerken, die seit Anfang Januar in Kraft ist, für Verwirrung gesorgt: Zum privaten Gebrauch bestimmte Kunstwerke können jetzt kostenlos nach Russland eingeführt werden. Vorher mussten für alle Kunstgegenstände, die auf über 1.000 USD geschätzt wurden, 30 Prozent ihres Wertes an den Zoll entrichtet werden.
Wie die Tageszeitung Kommersant berichtet, hatte diese Woche das erste private Kunstwerk problemlos den russischen Zoll passiert. Dabei handelte es sich um das 20 Millionen USD teure Rubens-Gemälde Die Vereinigung von Erde und Wasser.
Ein russischer Geschäftsmann hatte das Ölgemälde in Deutschland erstanden. Nach der alten Zollbestimmung hätte er sechs Millionen USD dafür bezahlen müssen, um sein Bild nach Hause zu bringen.
Ganz so problemlos scheinen die Umstellungen auf die neue Importbestimmung jedoch nicht zu sein. Nach der Beschlagnahmung der Chagall-Grafiken, erklärte Tatjana Petrowa, Leiterin der Abteilung für die Kontrolle der Ein- und Ausfuhr von Kunstgegenständen im Kulturministerium dem Radiosender Echo-Moskaus in einem Interview:
Es müssen noch eine Reihe von Bestimmungen angenommen werden, die die Beziehungen zwischen dem Zoll und den Museen, Bibliotheken und Archiven regeln. Das Zollkomitee habe diese Regelungen nicht rechtzeitig erarbeitet. Daher würden Kulturinstitutionen als Teilnehmer des außenwirtschaftlichen Handels gelten.
Es entstand ein paradoxer Zustand: Bei der Einfuhr von Kunstwerken müssten Museen ein Pfand hinterlegen, das sie als staatliche Organisationen gar nicht leisten dürften. Petrowa äußerte sich jedoch optimistisch, dass dieses Problem bald behoben werde. Auch die Zöllner würden schließlich die Absurdität der Situation verstehen.
Dank der Freigabe der Chagall-Graphiken in letzter Minute kann heute um 18:00 Uhr im Moskauer Staatlichen Zentralmuseum für zeitgenössische Geschichte Russlands die Ausstellung Marc Chagall. Biblische Sujets wie geplant eröffnet werden.
(sp/.rufo)
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