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Großer Skandal ums Bolschoi. Duma-Abgeordnete glauben an Sittenverfall, nachdem Sorokin das Libretto für die neue Oper schrieb (Foto: Djatschkow/.rufo) |
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Donnerstag, 03.03.2005
Keine Pornografie am BolschoitheaterMoskau. Die Direktion des Bolschoi Theaters hat der Staatsduma in einer offiziellen Stellungsnahme versichert, die neue Oper „Rosental-Kinder“ enthalte keine Pornografie. Der Vizechef des Ausschusses für Arbeit und Sozialpolitiik, Sergej Newerow, hatte am Mittwoch gegen die Aufführung „abgeschmackter, pornografischer Stücke von Wladimir Sorokin“ im Bolschoi protestiert.
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Man dürfe nicht zulassen, dass die Weltpremiere einer Oper mit dem Text des skandalumwitterten Schriftstellers Sorokin auf der als Nationalstolz Russlands anerkannten Bühne stattfinde und das ganze Land anschließend „über diese Pornografie“ diskutiere, heißt es in der offiziellen Anfrage der Duma. 293 Abgeordnete stimmten für diese Rückfrage an das Theater und nur zwölf dagegen.
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Kein Abgeordneter las den Operntext
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Librettist Sorokin und Leonid Dessjatnikow, der die Musik komponierte, seien weltweit anerkannte Künstler, erklärte der künstlerische Leiter und Hauptdirigent des Bolschoitheaters Alexander Wedernikow. Das Theater habe die Verträge mit ihnen schon 2002 unterzeichnet. Deshalb sei nicht ganz verständlich, wieso kunstinteressierte Abgeordnete jetzt aus allen Wolken fallen. Sie fielen über den Operntext her, obwohl offenbar niemand von ihnen es gelesen habe, heißt es.
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Wie Verurteilung des Doktor Schiwago
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Dieser Verdacht lag nahe, weil Vizeausschusschef Newerow vor dem Hohen Haus erklärte, er habe „nicht alle seine (Sorokins) Werke gelesen, kenne aber deren skandalumwitterten Ruf“. Besonders peinlich war, dass der Abgeordnete von der Regierungspartei „Einiges Russland“ fast wörtlich die Formulierung wiederholte, mit der Sowjetschriftsteller den Roman „Doktor Schiwago“ gebrandmarkt hatten: „Ich habe Pasternaks Buch nicht gelesen, aber ich verurteile ihn.
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An Sorokin biss sich schon Putin-Jugendorganisation die Zähne aus
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Die putintreue Organisation „Zusammen Gehende“ hatte Sorokin wegen seines Romans „Goluboje Salo“ (Blauer Speck) wegen angeblicher Pornografie vor Gericht gebracht. Darin wird ein imaginärer Geschlechtsakt zwischen dem Diktator Iossif Stalin und seinem Nachfolger Nikita Chruschtschow, der die Entstalinisierung einleitete, beschrieben. Das Gericht sprach Sorokin frei. Man könne von Methaphysik sprechen, aber auf keinen Fall von Pornografie, hieß es.
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Bolschoi-Chef Iksanow: kostenlose Werbung
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Was Sorokin schreibt, ist nach seinem eigenen Bekunden „harte Kost“ und „nicht jedermanns Sache“. In seinen Erzählungen und Romanen parodiert er den treuherzigen exsowjetischen „sozialistischen Realismus“. Gelegentlich kommen darin Kraftausdrücke vor. In der Oper finde man keinerlei erotische Szenen oder nicht salonfähige Redewendungen, versicherte nun der Bolschoi-Direktor Anatoli Iksanow sichtlich amüsiert. Er bedanke sich bei der Duma für kostenlose Werbung.
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Sorokin hatte bisher mehrere Theaterstücke und zwei Drehbücher für viel beachtete Filme geschrieben. Bei dem Film „Moskau“ handelt es sich um eine Tschechow-Persiflage. „Kopejka“ erzählt die Geschichte des allerersten „Lada“. Dieser Fiat-Lizenzbau wurde in Russland zum „Volksauto“ hochstilisiert. Die Uraufführung der „Rosental-Kinder“ ist am 23. März auf der Kleinen Bühne des Bolschoi. (adu/.rufo)
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