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33 Tote forderte ein Amoklauf in einer amerikanischen Universität (Foto: newsru) |
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Dienstag, 17.04.2007
Amoklauf in Russland ein unbekanntes PhänomenGisbert Mrozek, Moskau. Auch in Russland gibt es alle Zutaten für blutige Gemetzel: soziale Spannungen, Psychopathen und Massen an Waffen aber kein Wort für Amoklauf. Blutbäder wie in Virginia oder Erfurt finden nicht statt.
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Das russische Waffengesetz erlaubt bisher nur den Verkauf von Gaspistolen. Schusswaffenbesitz ohne Waffenschein oder Jagdschein ist verboten und wird hart bestraft.
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Aber das Verbot ist nicht entscheidend, zumal es kaum kontrollierbar ist. Denn spätestens seit der Endphase der Sowjetunion sind in Russland Unmengen an Waffen illegal in Umlauf. Verbote und staatliche Sanktionen scheinen also nicht ausschlaggebend zu sein.
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Pro Jahr etwa 30.000 Tote wegen Schussverletzungen
Jährlich sterben in Russland etwa 30.000 Menschen an Schussverletzungen. Dies sind Opfer von Raubüberfällen, Bandenkriegen, Jagdunfällen oder Selbstmörder. Auch gibt es in russischen Familien mehr als genug Mord und Totschlag.
Vor Jahren wurde in Jekaterinburg bei einem Bandenkrieg sogar mal ein Kampfpanzer aufgefahren. Auch der Tschetschenienkrieg oder der Afghanistankrieg fördern nicht gerade den Hang zu Harmonie, Liebe und zivilen Konfliktbewältigungsstrategien.
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Aggression und Weltschmerz werden in billigem Wodka ertränkt
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Aber Amokläufe wie an amerikanischen Universitäten und Schulen gibt es in Russland nicht. Dabei ist die Zahl der Psychotherapeuten pro Kopf ebenfalls deutlich niedriger als in den USA.
Warum also? Warum gibt es im Russischen keinen Begriff für Amoklauf und bis in die neueste Zeit auch keinen Tatbestand des Amokslaufs?
Die Antwort auf die Frage kann man wohl so zuspitzen: Suff statt Amok.
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Denn außer sozialen Spannungen, Psychopathen und Schusswaffen in Massen gibt es auch jede Menge Wodka. Der ist billig und leicht erhältlich. Und wer eine Flasche Wodka intus hat, hält weder sich selbst noch eine Waffe gerade.
So richtet sich ein russischer Amoklauf eher nach innen, gegen sich selbst.
(gim/.rufo/Moskau)
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