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04-12-2003 Schlagseite

Vom Vampir Wassili und anderen Gruselmärchen

Eisbären auf dem Roten Platz? (Foto: polarbear.org)Von André Ballin, Moskau. Es war einmal in Russland. Des Winters tummeln sich Eisbären auf dem Roten Platz, die Menschen ziehen ihre Babies mit Wodka groß, die Ärzte verdienen mit Organhandel ihr Geld und des Nachts verwandeln sich russische Männer in blutsaugende Vampire. Je schräger eine Behauptung über Russland ist, desto glaubhafter erscheint sie vielen deutschen Lesern.

Nach dem Motto des Historikers Edmund Burke: „Verwirf nie ein Vorurteil, da es stets eine Wahrheit in seinem Kern enthält, die den Mantel des Vorurteils nur zu seinem Schutz angezogen hat“, halten sich gewisse vorgefasste Meinungen über Russland hartnäckiger als Schmutz unter den Fingernägeln. Aber welche Wahrheiten enthalten die oben genannten Vorurteile? Prüfen wir!

Es ist wahr: Im Winter wird es kalt in Moskau. So kalt, dass die meisten Russen in Pelzmänteln herumlaufen. Die wenigsten von ihnen lassen sich allerdings gleich einen Bären aufbinden.

Es ist wahr: Russland gilt als das Mutterland des Wodkas. Der Chemiker Dimitri Mendelejew entdeckte neben dem Periodensystem der Elemente auch die optimale Formel für Wodka: 40 Umdrehungen. Dennoch bekommen Babies in Russland entweder Muttermilch oder vielleicht Humana Babynahrung (ob diese gesünder ist als Wodka, sei dahin gestellt).

Die Erwachsenen bevorzugen als Getränk, man höre und staune, Bier. Dies dafür in allen Lebenslagen, ob beim Einkaufsbummel, in der Metro oder im Kino.

Es ist wahr: Ärzte werden in Russland vom Staat schlecht bezahlt. Im Schnitt 4.000 – 5.000 Rubel (110 – 140 Euro) nehmen die Ärzte am Monatsende mit nach Hause - offiziell. Dafür funktioniert das Gesundheitssystem Russlands noch erstaunlich gut. Zugegebenermaßen sind die Löhne in Moskau höher und für einen Platz auf dem OP-Tisch werden auch „inoffizielle Tarife“ fällig.

Bei russland-aktuell:
• Notruf – Bitte warten (19.12.02)
• Der Kode im Kopf (20.6.02)
• Oh weites Land, oh tiefe Wasser (11.06.02)

Es ist wahr: Es gibt Blutsauger in Russland. Die haben weder einen gelben Teint noch Fangzähne. Sie scheuen auch keineswegs das Tageslicht, sondern verrichten ihr böses Tun in aller Öffentlichkeit. Man nennt sie Immobilienmakler, PR-Manager, Duma-Abgeordnete oder Kreml-Beamte. Diese besonder Gattung von Menschen soll es aber auch reichlich in Deutschland geben. Zum Beispiel im Finanzamt.

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Zweiter Weltkrieg - Kriegsende - Erinnerungen aus Russland und Deutschland

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