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02-02-2004 Schlagseite

Neulich im Bus... und in der Metro

Von Susanne Brammerloh, St. Petersburg, Nichts ahnend und ziemlich unausgeschlafen fuhr ich zur Kirche am Sonntag Morgen. In Petersburg herrschte Schneetreiben erster Kategorie. Ein Spaziergang wäre das Beste gewesen, aber ich war mal wieder spät dran, wie üblich. Ich stieg also dankbar in den Bus vor meinem Haus, der da stand wie bestellt, und fuhr zum Newski. Und da erwartete mich eine angenehme Überraschung...

Kaum war ich drin in dem Bus, ertönte die Stimme des Kondukteurs – „Guten Morgen allerseits!“ So etwas hört man/frau selten in den öffentlichen Verkehrmitteln dieser Stadt. Darauf folgte ein netter Kommentar beim Fahrkarten-Kaufen. Und dann verteilte der freundliche Mann auch noch die aktuelle Autobus-Zeitung. Völlig umsonst und drinnen.

Alle Fragen zum Fahrtziel beantwortete er überaus höflich und zuvorkommend. Als ich dann am Newski ausstieg, war ich nicht die Einzige. Ich und noch zwei andere Fahrgäste dankten dem Mann mit wärmsten Worten für die gute Stimmung, die er in dem Bus verbreitet hatte.

Ein paar Stunden später... Ich stieg in die Metro. Kaum saß ich drin, erhörte ich die gelangweilte Stimme eines Gelegenheits-Verkäufers, wie es sie öfters gibt in letzter Zeit. Was hatte er anzubieten? Kugelschreiber, zu einem lächerlichen Preis, weit unter den Geschäftsnormen.

Keiner achtete auf ihn. Und kaum hatte er seine Litanei beendet, erhob eine Frau die Stimme: „Liebe Leute, lasst uns in Freundschaft miteinander leben! Lasst uns ein geeintes Russland sein!“ Wahlpropaganda reinsten Wassers! Schweigen im Waggon.

Die Frau (eine ganz gesittete, in Pelz nebst dazugehöriger pelziger Mütze) setzte sich dann einfach still hin und sagte gar nichts mehr. Und alle zusammen fuhren weiter. Der/die eine lächelte still vor sich hin. Der/die andere hatte es wohl gar nicht gehört.

Ich stieg an der „Ladoschskaja“ aus und war in guter Stimmung. So eine geballte Ladung an Mitteilungsbedürfnis unterwegs habe ich lange schon nicht mehr abbekommen. Und der Sonntag war gerettet, in jeder Beziehung...
(sb/.rufo)

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