Von Karsten Packeiser, Moskau. Zwei Hauptsehenswürdigkeiten der russischen Hauptstadt sind für Touristen noch auf unabsehbare Zeit gar nicht mehr bzw. nur noch erschwert zugänglich. Für Individualbesucher sei ein Besuch des Moskauer Kreml derzeit nicht mehr möglich, bestätigte eine Sprecherin des Kreml-Museums auf Anfrage. Offenbar aus Angst vor Terroranschlägen ist auch der Rote Platz zurzeit für Spaziergänger gesperrt.
Touristen, die sich den Kathedralen-Platz des Kreml ansehen möchten, müssen sich geführten Gruppen anschließen. Presseberichten zufolge können Ausländer überhaupt nur noch dann auf das Gelände gelangen, wenn der Besuch von einem Reisebüro im Voraus angemeldet wurde. Allerdings warteten am Mittwoch vor dem Touristen-Eingang in den Kreml Fremdenführer, in deren Begleitung auch spontane Besuche möglich waren.
Die Verantwortlichen konnten auf wiederholte Anfragen keine eindeutigen Angaben machen, welche Regeln zur Zeit für einen Besuch des Kreml gelten. Eine Sprecherin des Kreml-Museums sagte zu russland-aktuell, die verschärften Besuchsregeln habe der Föderale Schutzdienst (FSO) veranlasst. Das Museum selbst sei über Einzelheiten nicht in Kenntnis gesetzt worden.
Die für die Bewachung zentraler staatlicher Einrichtungen zuständige Behörde lehnte es auf Anfrage ab, zu den Gründen der neuen Regelung Stellung zu nehmen. Auch zur möglichen Dauer der Maßnahmen machte der Pressesprecher des FSO keine Angaben. Der Rote Platz ist bereits seit dem Selbstmordattentat auf ein Rockkonzert Anfang Juli abgesperrt. Besucher werden nur noch bis zu den Absperrungen am Historischen Museum vorgelassen. Ein Milizionär, der am Mittwoch dort Dienst hatte, sagte, der Platz sei wegen Ausbesserungsarbeiten noch bis zum 15. August gesperrt. Ein Kollege ergänzte, die Sperrung werde bis Ende des Monats andauern.
Im Kreml, der alten Stadtburg Moskaus, befinden sich mehrere mittelalterliche Kathedralen und Zarenpaläste, aber auch der Amtssitz von Präsident Putin. Das Gelände war deshalb schon immer nur teilweise für Besucher zugänglich. Bereits in der Vergangenheit mussten sich Besucher dort auch strengen Sicherheitskontrollen unterziehen. Gemeinsam mit dem angrenzenden Roten Platz gehört der Kreml zur Welterbe-Liste der UNESCO.
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Die offenbar völlig unkoordinierten Sicherheitsmaßnahmen laufen der offiziellen Politik der Moskauer Stadtregierung zuwider. In letzter Zeit hatte die es sich eigentlich zum Ziel gesetzt, Moskau zu einem Touristenmagneten von globaler Bedeutung zu machen. Einem Fremdenverkehrs-Generalplan zufolge soll die Zahl ausländischen Touristen in der russischen Hauptstadt in den kommenden Jahren von derzeit 3,2 auf über 5 Millionen gesteigert und die Zahl der Hotelbetten in der Stadt mehr als verdoppelt werden. Immerhin ist das Chaos um die Moskauer Hauptsehenswürdigkeiten nicht das erste derartige Eigentor. Ausgerechnet während der Feiern zum 300. Stadtjubiläum war Ende Mai der Petersburger Flughafen vollständig für den normalen Betrieb gesperrt worden. Auf andere Weise hätten die zahlreichen VIP-Delegationen nicht abgefertigt werden können.
(kp/sp/.rufo/epd)
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