St. Petersburg (sb). Böse Zungen in Moskau behaupten, jeder Passagier der Nacht-Schnellzüge Petersburg-Moskau sei ein potentielles Regierungsmitglied. Seit Putins Amtsantritt wird die Petersburger Seilschaft in Moskau tatsächlich immer stärker. So holte sich auch der neue Vorsitzende des Föderationsrates Sergej Mironow (der aus Petersburg stammt) eine Frau seines Vertrauens als Medienberaterin: Ludmila Fomitschowa, zuletzt Pressesekretärin der „Baltika“-Brauerei. Heute beginnt die politische Saison 2002 mit der Sitzung des Präsidiums des Föderationsrates in Moskau. Ljudmila Fomitschowa, die nur nach einigem Zögern in das Angebot einwilligte, Mironow als Medienberaterin zur Seite zu stehen, hatte bereits den gerade beendeten zweitätigen Besuch ihres neuen Chefs in St. Petersburg organisationsmäßig auf die Beine gestellt. Seit 1994 war sie Presse-Sekretärin von Sobtschak gewesen und hatte 1996 den Wahlkampf um seine zweite Amtszeit im Smolny aktiv unterstützt. Als Sobtschak die Wahl verlor und seinen Sessel an Wladimir Jakowlew abgeben mußte, wechselte sie zur Petersburger TASS-Filiale, wo sie bereits Anfang der 90er Jahre gearbeitet hatte. Laut „Iswestija“ verließ sie die TASS-Redaktion auf Druck der neuen Herren im Smolny, denen ihre weitere treue Haltung zu dem durch allerlei Verdächtigungen ins Aus gedrängten Sobtschak ein Dorn im Auge war. Der jetzigen Ernennung von Ljudmila Fomitschowa ging unlängst die Berufung von Pjotr Tkatschenko zum Leiter des Apparats des Föderationsrates voraus. Tkatschenko hatte unter Sobtschak die Geschäfte der Petersburger Stadtregierung geleitet.
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