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Die beiden reichsten Angeklagten Russlands (Foto: Pressezentrum von Michail Chodorkowski) |
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Mittwoch, 18.05.2005
Chodorkowski: Prozessende erst in zwei Wochen?Karsten Packeiser, Moskau. Nach nur dreieinhalb Stunden wurde die Urteilsverlesung im Moskauer Chodorkowski-Prozess am Mittwoch erneut unterbrochen. Womöglich wird das Strafmaß erst in zwei Wochen feststehen.
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Die tägliche Verhandlungsdauer hänge offenbar vom Dienstplan der Sonderpolizei-Einheiten ab, die das Gelände um das Moskauer Bezirksgericht bewachen, spottete Robert Amsterdam, der kanadische Verteidiger des russischen Öl-Magnaten.
Die beiden Richterinnen würden die Urteilsverkündung bewusst möglichst lange hinauszögern, damit das Interesse der Medien an dem Fall nachlasse, mutmaßten die Chodorkowski-Anwälte. Bislang ist erst ein kleiner Teil der schätzungsweise 1.000 Seiten starken Urteilsschrift verlesen worden. Prozessbeobachter vermuten inzwischen, bis zum Prozessende könnten noch mindestens zwei Wochen vergehen.
Kein Urteil, sondern eine Abrechnung
Mit demonstrativem Desinteresse folgte auch der mitangeklagte Multimillionär Platon Lebedjew dem Prozessverlauf. Wie in den vergangenen Tagen löste Lebedjew, der während der Verhandlungen gemeinsam mit dem ehemaligen Chef des Yukos-Ölkonzerns in einem Gitterkäfig sitzen muss, wieder Kreuzworträtsel. „Es ist langweilig das anzuhören, wenn schon klar ist, wie alles endet“, so Juri Schmidt, ein weiterer Anwalt aus dem 19-köpfigen Verteidiger-Team.
Schmidt kritisierte, das Gericht habe entlastende Zeugenaussagen und Dokumente in absolut unzulässiger Form umgewertet und als Beweise für Chodorkowskis Schuld verwendet. Seit dem Ende der Sowjetzeit habe es kein Verfahren mehr mit derart offenkundigen Verstößen gegen die Prozessordnung gegeben. „Dies ist kein Urteil, dies ist eine Abrechnung“, erklärte Schmidt.
Anti-Chodorkowski-Demonstranten aus der FSB-Zentrale?
Das Gericht hat Chodorkowski und Lebedjew inzwischen in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Am Mittwoch wurde der Teil des Urteils verlesen, der die nach Ansicht des Gerichts kriminelle Aneignung von Aktien eines Düngemittel-Entwickluns-Instituts durch die beiden Angeklagten betrifft. Das Strafmaß in dem nach Ansicht vieler Beobachter politisch motivierten Verfahren wird erst im letzten Teil der Urteilsschrift bestimmt, aber es gibt praktisch keine Zweifel mehr, dass Chodorkowski und Lebedjew wegen Steuerhinterziehung, Betrugs und Gründung einer kriminellen Vereinigung mit einer langjährigen Gefängnishaft bestraft werden. Die Staatsanwaltschaft hatte für die beiden je zehn Jahre beantragt.
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Wie in den Vortagen war das Gelände um das Gerichtsgebäude in der Moskauer Innenstadt erneut weiträumig von Sicherheitskräften abgeriegelt. Nach einer angeblichen Bombendrohung durchsten Sprengstoffexperten mit Spürhunden die Gegend. Erneut demonstrierten vor dem Gericht Chodorkowski-Gegner mit Spruchbändern gegen den ehemals reichsten Mann Russlands.
Presseberichten zufolge sollen Demonstranten und Protestplakate direkt aus der Zentrale des Inlandsgeheimdienstes FSB zum Gericht gefahren worden sein. Ein Sprecher der KGB-Nachfolgebehörde dementierte die Berichte jedoch mit den Worten: „Das ist Schwachsinn und eine Dummheit. Der FSB befasst sich nicht mit solchen Dingen.“
(kp/.rufo)
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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)
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