Moskau (epd/kp). Die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ hat dem russischen Militär erneut vorgeworfen, für das Verschwinden Dutzender Menschen in Tschetschenien verantwortlich zu sein. Über 40 entsprechende Fälle seien alleine für den Zeitraum seit Dezember dokumentiert, sagte Oleg Orlow, der Vorsitzende des Memorial-Menschenrechtszentrums, dem epd in Moskau. Orlow und weitere „Memorial“-Mitarbeiter hatten in den letzten Wochen die Kaukasus-Teilrepublik bereist, um Material für einen Lagebericht zu sammeln. Die Menschenrechtsorganisation kritisierte ferner die Untätigkeit der örtlichen Behörden. Die Staatsanwaltschaft ergreife selbst dann keine Maßnahmen, wenn sie auf konkrete Schicksale aufmerksam gemacht werde, sagte Orlow. Zudem werde es immer schwieriger, die russische Öffentlichkeit über Menschenrechtsprobleme in Tschetschenien zu informieren. Immer weniger Redaktionen brächten den Mut auf, das heikle Thema anzusprechen, beklagte Orlow.
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