St. Petersburg. Der ukrainische Ex-Präsident Leonid Kutschma soll persönlich angeordnet haben, mit dem oppositionellen Journalisten Georgi Gongadse „Klarheit zu schaffen“. Diese Meinung sprach der Leiter der parlamentarischen Kommission zur Untersuchung des Mordes, Grigori Omeltschenko, am Donnerstagabend im ukrainischen Fernsehen aus. Ein weiterer Hochverdächtiger - Ex-Innenminister Juri Krawtschenko - beging inzwischen Selbstmord.
Wie www.aktuell.ru gestern berichtete, wurden zwei der mutmaßlichen Mörder Gongadses gefasst. Wichtiger als die unmittelbaren Ausführer sind jedoch die Hintermänner. Omeltschenko rief in seinem Fernsehauftritt dazu auf, alle nötigen Maßnahmen zur Ergreifung von Kutschma und seinem Ex-Innenminister Juri Krawtschenko einzuleiten. Letztgenannter wurde Freitagmorgen in einer Datschensiedlung bei Kiew tot aufgefunden. Er sollte am Vormittag bei der Kiewer Staatsanwaltschaft verhört werden.
Nikolai Melnitschenko, Kutschmas ehemaliger Sicherheitsbeamter, hatte im November 2000 Tonbandaufzeichnungen veröffentlicht, auf denen Kutschma und Krawtschenko sich über die Beseitugung von Gongadse unterhalten. Melnitschenko hat inzwischen politisches Asyl in den USA, ist aber nun bereit, in die Ukraine zu reisen und sein Material für eine Expertise zur Verfügung zu stellen.
Omeltschenko behauptete gestern Abend, er besäße weitere Beweismittel dafür, dass Kutschma den Mord an dem unbequemen Journalisten angeordnet hat. Beim Sicherheitsdienst der Ukraine sollen Aufzeichnungen gefunden worden sein, laut denen Kutschma am 26. Juni 2000 seinen Sicherheitschef Leonid Derkatsch direkt mit der Beseitigung Gongadses beauftragt habe. (sb/.rufo)
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