Moskau. Einst stand auf dem Lubjanka-Platz das Denkmal für den „eisernen Felix“ Dsershinski, den Begründer der Tscheka, welche 1918 den Anfang der sowjetischen Staatssicherheit markierte. 1991 fegte ihn die wutentbrannte Menge hinweg, und nun bereitet die verwaiste Stelle vor dem FSB-Gebäude im Moskauer Zentrum so manchem Politiker immense Bauchschmerzen. Ein Monument soll wieder her – aber daran, wer da verewigt werden soll, scheiden sich die Geister.
Moskaus rühriger Bürgermeister Juri Luschkow bekennt ganz offen, dass er mit Dsershinskis Rückkehr auf die Lubjanka sympathisiert. Da liegt er ganz im Trend der nostalgischen „Rückbesinnung auf die Werte der Vergangenheit“. Auch Alexander Fedulow, unabhängiger Abgeordneter der Staatsduma, will an das Gewesene anknüpfen, wählt aber einen etwas anderen Blickwinkel: Nikolaus II. will er verewigt sehen. Nicht irgendwo in der Stadt, sondern hier, vor dem Haus, wo 1918 die Ermordung der Zarenfamilie beschlossen worden war. Dies sei ein „Akt der staatlichen Reue vor Gott und dem russischen Volk“, so Fedulow.
Dsershinski und Nikolaus sind jedoch nicht die einzigen, die sich um den Standort Lubjanka bewerben – der Liberaldemokrat Alexej Mitrofanow möchte dort gerne den kommunistischen Generalsekretär Juri Andropow unterbringen, sein Parteichef Wladimir Shirinowski gibt sich zur Abwechslung mal ganz zahm und plädiert für Blumenbeete und einen Springbrunnen.
Duma-Vizesprecherin Ljubow Sliska konnte sich ihren Kommentar nicht verkneifen: „Die Abgeordneten lassen sich allzu sehr von der Idee hinreißen, in Moskau Denkmäler aufzustellen... Bald werden sie Fedulow selbst ein Denkmal errichten.“
(sb/rUFO) |