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26-11-2004 Politik |
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Flechtzopf um den Kopf, Haare auf den Zähnen
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Moskau/Kiew. Sie ist für die Opposition unersetzbar: Julia Timoschenko, der blonde Motor der ukrainischen Revolution. Das Zweigespann Julia Timoschenko – Viktor Juschtschenko ist nicht neu. Rund ein Jahr lang war die zierliche „Gasprinzessin“ in der Regierungszeit Juschtschenkos in einer Person Stellvertreterin und Blitzableiter für den liberalen Politiker.
Nach ihrem Sturz im Januar 2001 blieb auch Viktor Juschtschenko nicht mehr lange im Amt. Timoschenko hatte alle Attacken der konservativen Funktionäre um den Präsidenten Leonid Kutschma auf sich gezogen. Immerhin wurde sie damals nur abgesetzt und nicht eingesperrt, obwohl die Staatsanwaltschaft die Handhabe dafür gehabt hätte.
Mitte der 90er Jahre hatte Timoschenko als Chefin des Energiekonzerns EESU (Vereinigte Energiesysteme der Ukraine) und rechte Hand des damaligen Regierungschefs Pawlo Lasarenko die ukrainische Gaswirtschaft für den Dnjepropetrowsker Clan monopolisiert – dem sie eigentlich auch entstammt.
Lasarenko landete später unter Geldwäschevorwurf (es ging um über 100 Millionen Dollar) in einem US-Gefängnis, wo er seitdem einsitzt. Timoschenko muss auf Reisen in die USA und die Schweiz verzichten. Sie wird von der russischen Generalstaatsanwaltschaft per Haftbefehl gesucht, weil ihr der Verdacht anhängt, drei Millionen Kubikmeter Erdgas aus Russland verschoben zu haben. Timoschenko spricht von Umtrieben politischer Feinde und hat damit nicht ganz unrecht.
Kurz vor der Präsidentschaftswahl wurde sie zum Verhör nach Moskau bestellt. Sie werde zurückschießen, falls man sie festnehmen wollte, warnte Timoschenko.
Timoschenko ist eine Tochter der Perestroika aus dem ostukrainischen Dnepropetrowsk
Sie ist eine ukrainische Tochter der Gorbatschowschen Perestroika. 1960 in einer Apparatschik-Familie im ostukrainischen Industriezentrum Dnjepropetrowsk geboren, schloss sie 1984 ihr Wirtschaftsstudium mit Auszeichnung ab und machte eine atemberaubende Karriere.
Als Vizeregierungschefin anerkannte sie ukrainische Schulden für russische Gaslieferungen, was allgemein als mutiger Schritt gewertet wurde. Die Ukraine wurde dadurch von ihrem Ruf als „Gasdiebin“ befreit. Politische Gegner sagten, damit habe sie die Abhängigkeit von Russland nur weiter verstärkt.
Ihr besonderes Verhältnis zum russischen Monopolkonzern Gasprom und deren langjährigem Chef Viktor Tschernomyrdin war allgemein bekannt. Dieser ist heute russischer Botschafter in Kiew.
Für Timoschenko war es nie ein Problem, Fronten und Verbündete zu wechseln
Für Timoschenko war es nie ein Problem, Fronten und Verbündete zu wechseln – mit ihrer als präsidententreu geltenden Partei Batkiwschtchina (Vaterland) zur Opposition oder von der „Dnjepr-Mafia“ zum westukrainischen Clan.
Juschtschenko weiß, woran er ist. Bei der Opposition gilt die zerbrechlich aussehende Frau als „der einzige Mann“.
Es gibt keinen Ersatz für den blonden Antriebsmotor der ukrainischen Revolution.
(adu/.rufo)
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