Moskau. Auch am zweiten Tag nach den Präsidentschaftswahlen in der von Georgien abgespaltenen Teilrepublik Abchasien gibt es noch nicht einmal erste offizielle Wahlergebnisse. Inzwischen beklagen die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, Premierminister Raul Chadschimba und der Chef des abchasischen Energieversorgungs-Unternehmens Sergej Bagapsch, massiven Wahlbetrug.
Nach den Wahlen veröffentlichte Umfragen hatten zunächst den Eindruck erweckt, dass Chadschimba, der Wunschkandidat des Kreml, bereits im ersten Wahlgang einen klaren Sieg erringen konnte. Inzwischen geht die Zentrale Wahlkommission von einer Stichwahl aus. Im Wahlstab von Sergej Bagapsch hieß es dagegen, der „Tschernomorenergo“-Chef habe über 50 Prozent der Stimmen erzielt.
Raul Chadschimba erklärte inzwischen, vor allem im südabchasischen Gali-Bezirk habe es grobe Wahlfälschungen gegeben, wo der Rivale Bagapsch offenbar eine klare Mehrheit erzielte. Bewaffnete seien dort in den Stimmlokalen erschienen, massenhafte hätten Personen mit georgischen Ausweispapieren abgestimmt. Der Premierminister warnte bereits vor einer Eskalation des Konfliktes. „Ich hoffe, unser Volk hat genug Verstand, damit es nicht zum Einsatz von Waffen kommt“, sagte er.
Vor den Wahlen hatten die beiden wichtigsten Kandidaten stets betont, Abchasiens Unabhängigkeit bewahren und gleichzeitig eine möglichst enge Zusammenarbeit mit Russland zu suchen. „Russland ist für uns mehr als nur ein Nachbar“, sagte Bagapsch, dem Gegner angebliche Sympathien für Georgien vorwerfen, der „Iswestia“.
Doch Moskau vertraute offenbar nur einem der beiden Männer: Vor der entscheidenden Abstimmung war ein Vertreter der Moskauer Politprominenz nach dem anderen in die abchasische Hauptstadt Suchumi, um Chadschimba beim Wahlkampf zu helfen. Der Kreml-treue Nationalistenführer Wladimir Schirinowski tauchte ebenso in der international nicht anerkannten Republik auf wie Schlagerkönig Iossif Kobson und der stellvertretende Generalstaatsanwalt Wladimir Kolesnikow. Wladimir Putin empfing Chadschimba in seiner Schwarzmeer-Ferienresidenz in Sotschi.
Die OSZE erklärte inzwischen, die Wahlen in Abchasien nicht anzuerkennen. Die Organisation sei darauf bedacht, die territoriale Einheit Georgiens zu bewahren. Abchasien hatte sich, ebenso wie die autonome Region Süd-Ossetien mit russischer Hilfe Anfang der 90-er Jahre von Georgien losgelöst. Die damalige nationalistische georgische Führung hatte zuvor die Autonomie beider Gebiete für aufgelöst erklärt. Die meisten Abchasen besitzen inzwischen auch die russische Staatsbürgerschaft.
(kp/.rufo)
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