Moskau. Für Jacques Chirac lüftete der Kreml sogar seine best gehütetsten Staatsgeheimnisse. Beim eintägigen Arbeitsbesuch des französischen Präsidenten zeigte Kreml-Chef Wladimir Putin seinem Gast das Kontrollzentrum der russischen Weltraumtruppen. Bislang durfte noch nie ein Ausländer die Kommandozentrale westlich der Hauptstadt betreten. Die Zusammenarbeit beider Staaten im Weltraumbereich war dann auch eines der wichtigsten Verhandlungsthemen des Gipfeltreffens.
Dabei ging es offenbar nicht nur um den Start russischer Proton-Trägerraketen vom französischen Weltraumbahnhof Courou, sondern wohl auch um den Aufbau einer europäischen Raketenverteidiung.
Ob er keine Angst vor den neuen russischen Atomwaffen habe, fragten Journalisten hinterher den französischen Staatschef. Der verneinte. Denn die russischen Atomraketen seien schließlich nur zu Verteidigungszwecken bestimmt, wiegelte er ab.
Chirac war einen Tag nach Bundeskanzler Gerhard Schröder nach Moskau gekommen – ebenfalls nur für wenige Stunden. Das zunächst offenbar geplante Dreiertreffen fand jedoch nicht statt. Chirac hatte die Russland-Visite nach wegen der französischen Regierungsumbildung verschieben müssen. Von beiden westlichen Spitzenpolitikern erhofft sich Putin vor allem Rückendeckung für die russischen Verhandlungen mit der EU. Moskau fordert Sonderregelungen, damit nach der EU-Osterweiterung nicht der Handel mit den einstigen Ostblockstaaten beeinträchtigt wird. Auch mit der russischen Forderung, endlich die Visapflicht zwischen Russland und den EU-Staaten aufzuheben, beißt der Kreml bislang in Brüssel auf Granit.
Auf einer Pressekonferenz erklärten die beiden Präsidenten, ihre Positionen zu den Krisen im Nahen Osten, im Irak und in Afghanistan seien praktisch identisch. Putins Gegenbesuch in Frankreich ist für den kommenden Juni geplant. Der Kreml-Chef versprach Chirac, an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der alliierten Invasion in der Normandie teilzunehmen.
(kp/.rufo)
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