Moskau. Die usbekische Regierung reagiert mit Massenverhaftungen auf die Terroranschläge der vergangenen Tage. Laut einer offiziellen Erklärung des Generalstaatsanwaltes Raschid Kadyrow wurden seit Montag 30 Verdächtige in der Hauptstadt Taschkent und in anderen Orten des Landes festgenommen. Bürgerrechtler sprechen von weit mehr Verhaftungen. Ungeachtet der harten Maßnahmen kam es am Mittwoch Abend erneut zu einem Bombenanschlag.
Ein Polizist sagte der Zeitung Kommersant, dass die Verhafteten aus dem islamistischen Milieu kommen. Die Anschläge sollen laut den bisherigen Untersuchung von Kämpfern der Gruppe ‚Chisb-ut-Tachrir’ verübt worden sein. Daher würden besonders Moscheen und andere Versammlungsorte von islamischen Gläubigen observiert. Vizeinnenminister Ilja Pjagai erklärte, die Täter stünden mit Al Kaida in Verbindung.
Die Vertretung von ‚Chisb-ut-Tachrir’ in Großbritannien weist jede Verantwortung für die Anschläge von sich. Die Gruppe würde niemals Gewalt ausüben, um ihre Ziele durchzusetzen, veröffentlichte sie in einer Presseerklärung. Sie beschuldigt außerdem Staatschef Islam Karimow, die Terroranschläge auszunutzen, um Andersdenkende zu unterdrücken.
Bürgerrechtler erklärten, dass Sondereinsatzkommandos in Taschkent und anderen Orten Usbekistans Massenverhaftungen durchführten. Circa 200 Menschen sollen allein am Dienstag festgenommen worden sein. Das würde die Vermutung erhärten, dass die Anschläge vor allem gegen das diktatorische System von Präsident Islam Karimow gerichtet sind. Sie könnten dem Staatsoberhaupt als Vorwand dienen, gegen die Opposition vorzugehen, befürchtet die Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Watch'.
Am Montag und Dienstag waren 28 Menschen in Taschkent und Buchara bei Bombenanschlägen ums Leben gekommen. Circa 50 Personen wurden verwundet. Unter den Toten sollen mehr als zehn Polizisten sein.
Am Mittwoch Abend explodierte erneut eine Bombe im Südwesten von Taschkent und verwundete zwei Polizisten. Nach Angaben von RIA Nowosti soll der Täter, nachdem er den Sprengsatz gezündet hatte, in ein Wohnhaus geflüchtet sein, wo er drei Mitglieder einer Familie als Geiseln nahm. Die Polizei evakuierte die umliegenden Gebäude und verhandelte mit dem Täter. Gegen zwei Uhr nachts meldete die Nachrichtenagentur, dass die Familie befreit worden sei. Der Geiselnehmer hätte sich selber umgebracht, sagte ein Offizier des Sondereinsatzkommandos.
In der usbekischen Hauptstadt sind die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Die Polizei kontrolliert Autofahrer und Passanten. Das öffentliche Leben in Taschkent ist nahezu zum Erliegen gekommen. Die städtischen Märkte wurden seit Montag nicht mehr geöffnet. Außerdem blieben heute viele Geschäfte, Bibliotheken und andere kulturelle Einrichtungen geschlossen.
(sp/.rufo)
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