Von André Ballin, Moskau. Das offizielle Gehalt von Regierungsmitgliedern ist in Russland relativ bescheiden. Aufgrund zahlreicher Vergünstigungen und Sondereinkünfte sind politische Spitzenpositionen dennoch lukrativ. Tagesgeld für Auslandsreisen, kostenlose Behandlung in Elitekrankenhäusern, Dienstwagen und –datschen gehören zu den zahlreichen Annehmlichkeiten der Moskauer Nomenklatura.
Etwa 700 USD – 1.000 USD beträgt, abhängig von Dienstalter und Posten, das Gehalt eines Regierungsbeamten. Das nicht gerade üppige Salair wird bei Auslandsaufenthalten durch ein Tagesgeld von etwa 50 USD plus Spesen aufgebessert.
Daheim gibt es hingegen andere Subventionsmöglichkeiten für die Verwaltungsnomenklatura. Die Preise in der Kantine des „Weißen Hauses“ sind äußerst erschwinglich. Frisches Gebäck bspw. bekommt der Kunde ab drei Rubel (neun EuroCent), ein vollwertiges Mittagessen mit Vorspeise, Salat und Dessert kostet 5,25 Rubel (15Cent). Selbst in einer Moskauer Studentenmensa kostet ein derartiges Menu mehr als das Zehnfache.
Muss der Beamte einen auswärtigen Termin wahrnehmen, kutschiert ihn sein Chauffeur mit einem Dienstwagen zum Ort des Treffens. Eine kostenlose Dienstwohnung in Elitewohnhäusern gehört ebenfalls zu den Annehmlichkeiten des Verwaltungsjobs. Die Regierungsangestelten können diese Wohnungen fast zum Nulltarif privatisieren für die Zeit nach der politischen Karriere.
Die gute und kostenlose medizinische Versorgung kann die Bürokratenelite nicht nur für sich selbst, sondern auch für (entfernte) Verwandte in Anspruch nehmen. Der Nachwuchs der Beamten wird in speziellen Kindergärten betreut.
Auch im Urlaub genießt ein Regierungsbeamter zahlreiche Privilegien, von denen die meisten Russen nicht einmal träumen können: Der Verwaltung der Präsidentenliegenschaften unterstehen zahlreiche Luxus-Sanatorien und Pensionate. Genutzt werden können diese Objekte von allen Regierungsbeamten.
Das Sanatorium „Bor“ in Moskau kostet einen Normalsterblichen etwa 100 USD pro Nacht, rechnet die Moskauer Tageszeitung „Iswestija“ vor. Ein Spitzenbeamter zahlt diese Summe für einen Monat. Einfachere Pensionen sind noch billiger.
Kein Wunder, dass die geplante Reduzierung des Verwaltungsapparates von den Beamten selbst mit großer Sorge betrachtet wird.
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