Moskau. In der lettischen Hauptstadt Riga haben am Mittwoch erneut über 10.000 russische Schüler und ihre Eltern gegen eine vom Parlament beschlossene Bildungsreform protestiert. Auf einer Kundgebung vor dem Präsidentenpalast forderten die Demonstranten russischen Fernsehberichten zufolge die lettische Präsidentin Vaira Vike-Freiberga auf, das Reformgesetz nicht zu unterzeichnen. Die Bildungsreform sieht vor, dass Lettisch ab dem kommenden September in den höheren Klassen der russischen Schulen zur vorherrschenden Unterrichtssprache wird.
Nach Ansicht der russischen Minderheit ist das lettische Schulwesen nicht auf die in der vergangenen Woche in letzter Lesung verabschiedete Reform vorbereitet. Die Tendenz, Lettisch zur einzigen Schulsprache zu machen, wird nach Ansicht der Reformgegner die Spannungen zwischen Letten und Russen im Land verstärken.
Vike-Freiberga hatte die Bildungsreform bislang dagegen verteidigt und den protestierenden Schülern geraten, sich wegen einer Grippewelle “warm anzuziehen”, um sich nicht zu erkälten. Russische Politiker solidarisierten sich unterdessen mit den Demonstranten. Das Parlament in Moskau will wegen der Diskriminierung der russischen Minderheit womöglich noch in dieser Woche über Wirtschaftssanktionen gegen das baltische Nachbarland beraten.
Russen, Ukrainer und Weißrussen stellen in Lettland über dreißig Prozent der Bevölkerung und in der Hauptstadt Riga sogar die Mehrheit der Einwohner. Viele lettische Politiker fürchten wegen des starken Zuzugs russischsprachiger Menschen während der Sowjetzeit um den Fortbestand der lettischen Kultur.
(epd/kp)
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