Von Gisbert Mrozek, Moskau. Der verschwunden geglaubte Präsidentschaftskandidat Iwan Rybkin ist doch kein Opfer der Geheimdienste, sondern seiner selbst. Aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew rief er seine Wahlkampfmanagerin an und tat erstaunt ob der Aufregung in Moskau. Er sei seit vier Tagen bei Freunden in Kiew gewesen, habe gefeiert, Telefon und TV abgeschaltet, habe überhaupt ein Recht auf Privatleben und komme aber heute abend schon nach Moskau zurück. Rybkins Ehefrau war "not amused". Sie erklärte, sie werde ihn am Flughafen nicht abholen.
Es sei schade, sagte Frau Rybkina, dass Russland von solchen Männern gelenkt werde, wie ihr Ehemann.
Wobei anzumerken sei, dass dies in gewisser Weise auch ein Irrtum ist: Der weitgehend politisch farb- und geruchslose Rybkin hat Russland noch nie gelenkt, hatte bei den Wahlen keine Chance und wird sie auch nicht mehr bekommen.
So endet also der billige russische Wahlkampftrick, der Westeuropa und beinahe auch Russland erschüttert hatte, in einer banalen Ehekrise.
Ab heute Abend können wir Rybkin und seinen Hintermann, den Exil-Oligarchen Boris Beresowski vergessen.
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