 Jekaterinburg/St. Petersburg. An der Grenze Europas und Asiens haben in diesen Stunden die deutsch-russischen Regierungskonsultationen begonnen. Nach ihrer Ankunft auf dem Jekaterinburger Flughafen trafen sich Gerhard Schröder und Wladimir Putin zunächst zu einem Abendessen. Bei der Gelegenheit wurde wohl noch Putins Geburtstag vom Dienstag nachgefeiert. Aber es dürfte auch schon ernsthaft um den Irak und die UN gehen, um Öl, Gas, Energieeffizienz, Visa und Investitionen.
In der Innenstadt von Jekaterinburg begrüßt ein Kaufhaus Schröder und Putin mit der leicht doppeldeutigen Transparentaufschrift: "Herzlich willkommen im Uralerde". Während die beiden samt ihrem Ministergefolge noch in der Luft waren, machten sich in Jekaterinburg bereits 150 deutsche und russische Jugendliche Gedanken über Jugendaustausch und ein neues Jugendabkommen.
In den beiderseitigen Beziehungen gebe es keinerlei Probleme, sagte Schröder bei seinem ersten Treffen mit Putin. Bei den Gesprächen morgen soll es vorrangig um wirtschaftliche Fragen gehen, bestätigten beide Staats-Chefs. Heute abend reden die beiden ohne Dolmetscher in einer Residenz der Gebietsverwaltung namens "Kleine Quelle". Auf diesem Landsitz konnten sich einst Jelzin, Kohl und Chirac nicht treffen, weil Jelzin krank wurde.
Die eigentlichen Regierungskonsultationen - eine jährlich stattfindende Zusammenkunft der Leiter der wesentlichen Fachministerien beider Länder sowie der Staats-Chefs - beginnen dann am Donnerstag vormittag um 10.30 Uhr Ortszeit (6.30 Uhr in Deutschland) in der Philharmonie von Jekaterinburg. Zunächst besuchen Putin und Schröder den runden Tisch führender Wirtschaftsvertreter beider Länder.
Anschließend dann das übliche Verfahren eines solchen Arbeitsgipfels: Gespräche unter vier und mehr Augen, dann die Unterzeichung einiger Protokolle, dann eine Pressekonferenz. Danach besuchen Putin und Schröder die Jugenkonferenz und statten noch der "Gedenkkirche auf dem Blut" einen Besuch ab. Sie steht an jenerStelle, wo 1918 die Zarenfamilie ermordet wurde.
Parallel treffen sich die Ministerkollegen beider Länder: Mit Schröder sind Außenminister Joschka Fischer, Innenminister Otto Schily, Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Familienministerin Renate Schmidt an den Ural aufgebrochen.
Auf dem Treffen sollen Erklärungen und Dokumente über eien Vielzahl Aspekte der bilateralen Bezeihungenunterzeichnet werden: Besonderes Interesse hat die russische Seite an dem Papier über die Bemühungen, die Visahürden zwischen beiden Ländern bzw. den Schengen-Staaten abzubauen. Dies geht auf eine Initiative Putins während des Jubiläumsgipfels in St. Petersburg zurück, die vonden europäern nicht gerade mit Enthusiamsus aufgenommen worden war. Deutschland ist nun das erste Land, dass sich in dieser Beziehung auf Verhandlungen eingelassen hat.
Abgezeichnet werden soll auch das Abkommen über den deutschen Militärtransit durch Russland nach Afghanistan. Er wird in erster Linie auf dem Luftweg stattfinden, schwere Militärtechnik soll aber auch per Bahn durch Russland rollen können. Weitere Dokumente betreffen die Weiterbildung von Führungskräften, die Förderung des Unterrichts der russischen Sprache in Deutschland und des Deutschen in Russland sowie die Kooperation der Eisenbahnen beider Länder.
300 Journalisten aus beiden Ländern berichten über das Treffen.
(ld/gim/.rufo)
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