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25-09-2003 Politik

Amerikaner und Russen sind sich immer noch fremd

Bush und Putin demonstrieren Einigkeit. Foto: www.izvestia.ruSt. Petersburg. Im Vorfeld des Besuchs von Präsident Wladimir Putin in New York und Camp David wurde in den USA und in Russland das Volk befragt, was es vom jeweils anderen hält. Heraus kam dabei, dass viele alte Stereotypen immer noch die Oberhand haben. In Russland sind sie eher positiv gefärbt, in den USA eher negativ.

Die soziologische Erhebung zweier führender Meinungsforschungsinstitute aus Russland und den USA stand unter dem Titel „Die Meinung der Amerikaner über Russland und die Russen. Die Meinung der Russen über die USA und die Amerikaner“. In einer Auswertung der Ergebnisse kommt die Tageszeitung „Iswestija“ zu dem Schluss, dass beide Völker sich immer noch schlecht kennen und die Vorurteile aus den Zeiten des Kalten Krieges nach wie vor in Kraft sind.

Sowohl jüngere wie auch ältere Amerikaner gaben auf die Frage, was ihnen als erstes einfalle, wenn Sie das Wort „Russland“ hören, mehrheitlich folgende Plattitüden zum Besten: Kommunismus, Wettrüsten, KGB und Kälte. Weitere Assoziationen der negativen Art sind Korruption, Gewalt, Saufen und eine schwache Wirtschaft. Wenn Erstgenannte eine Reminiszenz an alte Sowjetzeiten sind, so gehören Letztere eher zum Instrumentarium der jüngsten Landesgeschichte.

Den Russen fällt eher Positives ein zu ihren überseeischen Nachbarn. Die USA sind für sie vor allem ein wirtschaftlich starkes, reiches und außenpolitisch aktives Land. Die jüngere Generation kennt sich sowohl im politischen System Amerikas wie auch in Fragen der amerikanischen Lebensart weitaus besser aus, als die älteren Einwohner Russlands. Kein Wunder, geschah die Öffnung des Landes nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion doch erst vor relativ kurzer Zeit.

Die Befragung ergab allerdings auch, dass sich ältere Russen weitaus besser in den amerikanischen Besonderheiten orientieren, als dies gleichaltrige Amerikaner in den russischen Spezifika tun. Auffällig ist jedoch, dass trotz der proklamierten politischen Annäherung und gar Partnerschaft ein Fünftel der Russen überhaupt nichts einfällt zum Stichwort USA. Unter den Amerikanern ist dies noch deutlicher: Ein Drittel der jungen Generation schweigt sich aus zu diesem Thema, von den Älteren hat ein Viertel keine Vorstellung von den Russen.

Alle politischen Sonntagsreden helfen nicht vorbei an der Tatsache, dass „der Mann auf der Straße“ seinem jeweiligen Gegenüber jenseits des Ozeans skeptisch gegenübersteht. Fast 40 Prozent der Russen und gar 50 Prozent der US-Bürger sehen die Partnerschaft zwischen beiden Ländern als „erzwungen“ an. Auffällig ist jedoch, dass 23 Prozent der Amerikaner die Beziehungen als „freundschaftlich“ einstufen. Auf russischer Seite sind nur neun Prozent der Befragten solcher Meinung. Gerade an dieser Frage offenbaren sich gewaltige Mentalitätsunterschiede.

Auf die Frage, auf welchen Gebieten die Zusammenarbeit am besten klappt, nannten die Russen: Weltraumforschung, Kampf gegen den internationalen Terrorismus, Handel. Für die Amerikaner steht ebenfalls der Kosmos an erster Stelle, gefolgt von Kontakten auf kultureller und wissenschaftlicher Ebene. An dritter und vierter Stelle stehen der Kampf gegen den Terrorismus und die geschäftlichen Beziehungen. Interessanterweise halten sich die US-Bürger für kulturell sehr viel höher entwickelt als die Russen – und die Russen sind natürlich genau vom Gegenteil überzeugt.

Die amerikanischen Interviewten nannten lediglich sechs Gebiete, auf denen sie eine Zusammenarbeit mit Russland als möglich ansehen. Von russischer Seite erklangen dagegen 23 Richtungen. Dies mag einerseits darauf hinweisen, dass Russland mehr auf die USA angewiesen ist als andersherum. Nach Meinung des Korrespondenten der „Iswestija“ zeigt es aber auch deutlich, dass die Russen viel besser darüber informiert sind, was in der Welt geschieht. Der amerikanische Isolationismus und „Blick nach Innen“ ist für Soziologen ja eh eine Binsenwahrheit.

im Internet
• Iswestija: Der Volltext zu dieser Untersuchung (russ.)

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In diese Kategorie gehört auch die so typisch amerikanische Antwort auf die Frage, welche Orte in Russland sie gern besuchen würden. Genannt wurden Moskau, St. Petersburg und... Leningrad. Dass die beiden Letztgenannten nur zwei Namen ein und desselben Ortes sind, ist an den lieben Nachbarn schlichtweg vorbeigegangen. Die Russen offenbarten auf diese Frage nicht nur ihr Wissen um neun amerikanische Städte, sondern konnten gar solche geographischen Details wie die Niagarafälle, den Grand Canyon und Disneyland nennen.
(sb/.rufo)

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