Moskau. Russland plant gegenwärtig keine Entsendung von Soldaten in den Irak. Gleichzeitig könne sich Moskau anders als die Partner der europäischen Anti-Kriegskoalition durchaus vorstellen, dass eine UN-Friedensmission von den USA angeführt werde, erklärte der russische Präsident Wladimir Putin in einem Interview mit amerikanischen Fernsehsendern vor seinem Abflug in die Vereinigten Staaten.
Der Kreml-Chef startet am Dienstagabend zu einer diplomatischen Tournee in die USA. Neben einem Gipfeltreffen mit George W. Bush in Camp David und einer 25-minütigen Rede vor der UN-Vollversammlung am Donnerstag steht auch ein Dreiergipfel mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs Präsident Jaques Chirac auf dem Programm. Bei dem Treffen mit Schröder und Chirac soll es offiziellen Angaben zufolge in erster Linie um die von Moskau angestrebte Abschaffung der Visapflicht zwischen der EU und Russland sowie um die Lage im Nahen Osten gehen. Der Vizechef der Präsidentenverwaltung Sergej Prichodko erklärte, dass Treffen Putins mit Schröder und Chirac sei „nicht gegen diejenigen unserer Partner gerichtet, die nicht daran teilnehmen.“
Insgesamt werden zu der UN-Vollversammlung über 80 Staats- und Regierungschefs sowie etwa 100 Außenminister in New York erwartet. Auf Putins Terminkalender stehen Begegnungen mit UN-Generalsekretär Kofi Annan, Pakistans Machthaber Pervez Musharaff und dem indischen Premierminister Atal Bihari Vajpayee. Bei dem Treffen mit Bush in Camp David stehen Abrüstungsfragen im Mittelpunkt.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte unterdessen von Bush deutlichere Worte über den Tschetschenienkonflikt. Die Gewalttaten der russischen Sicherheitskräfte seien in ungeahntem Ausmaß in diesem Sommer auch auf die Nachbarrepublik Inguschetien ausgeweitet worden, heißt es in einem Bericht der Organisation. Seitdem gehöre auch im früher vergleichsweise ruhigen Inguschetien das Verschwinden von Menschen zur Tagesordnung.
Putin reagierte bereits im Vorfeld auf seine Weise: Zur Kreml-Delegation gehört auch der tschetschenische Übergangspräsident Achmed Kadyrow, den Kritiker inzwischen für viele Übel der Kaukasusrepublik verantwortlich machen.
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