Moskau. Dieser Tage entscheidet sich in Griechenland das Schicksal des russischen Exil-Oligarchen Wladimir Gussinski. Ein Gericht befindet darüber, ob der am Donnerstag auf dem Athener Flughafen festgenommene Millionär nach Russland ausgeliefert wird. In Russland steht Gussinski auf der Fahndungsliste. International kann er sich jedoch frei bewegen, da Interpol hinter der Verfolgung des Medienmagnaten eher politische Motive vermutet und einen Haftbefehl gegen ihn wieder aufhob. Doch zwischen Griechenland und Russland besteht ein bilaterales Abkommen zur Kriminalitätsbekämpfung. Möglich also, dass Gussinski ausgeliefert wird.
Seit dem Jahr 2000 laufen gegen den Medienmagnaten in Russland staatsanwaltliche Untersuchungen wegen Kreditbetrugs. Außerdem wirft sie dem heute 51-jährigen vor, etwa 250 Millionen Dollar außer Landes geschafft zu haben. Gussinski selbst hingegen beschuldigt die Kremlführung der Erpressung. Der Presseminister Michail Lessin soll dem damals in Haft befindlichen Gussinski die Freiheit angeboten haben, wenn er seinen hochverschuldeten Privatsender NTW, der im Wahlkampf 1999 den Kreml heftig kritisierte, dem Staatskonzern und Kreditgeber Gasprom überlasse.
Viermal war Gussinski schon in Haft. Einmal in Russland, zweimal in Spanien und nun in Griechenland. Während der Spanienaufenthalt für den Medienmagnaten erfreulich endete – Interpol hob den internationalen Haftbefehl gegen ihn wieder auf – könnte es nun ernst für ihn werden. Russland und Griechenland arbeiten auf dem Gebiet der Kriminalitätsbekämpfung zusammen. Dies beinhaltet auch die Auslieferung von Wirtschaftsverbrechern.
Gussinski, der inzwischen die israelische Staatsangehörigkeit besitzt, war zu einem Kurztripp nach Griechenland geflogen, um das Wochenende zusammen mit seiner Familie auf einer Luxusyacht zu verbringen. Möglicherweise wird aus diesem Kurztripp nun eine Odyssee für ihn.
(ab/.rufo)
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