St. Petersburg. Selimchan Jandarbijew, von 1996 bis 1997 Präsident des damals quasi-unabhängigen Tschetscheniens, ist auf russisches Betreiben von der UN zum weltweit geächteten Terroristen-Unterstützer erklärt worden. Mit seiner Aufnahme in die sogenannte Sanktionsliste wächst der Druck auf Katar, einem russischen Auslieferungsgesuch nachzukommen. Jandarbijew lebt dort seit drei Jahren unbehelligt.
Jandarbijew ist der erste Tschetschene, der wegen angeblicher Verbindungen zum Welt-Terrorismus auf die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eingerichtete Schwarze Liste kam. Für Russland, das seit Jahren auf Verbindungen zwischen Al-Kaida und dem tschetschenischen Widerstand hingewiesen hat, ist dies ein weiterer Erfolg zur Rechtfertigung seines harten Vorgehens in Tschetschenien. Im Januar 2000, während der heißen Phase des zweiten Tschetschenienkrieges, hatte Jandarbijew eine „itschkerische Botschaft“ im von den Taliban beherrschten Afghanistan eröffnet. Die beiden vom Rest der Welt geächteten Länder erkannten sich gegenseitig an.
Im gleichen Jahr mietete Jandarbijew eine Villa in Doha, der Hauptstadt des Golf-Staates Katar, wo er seitdem mit seiner Familie lebt. Katar hatte bislang auf russische Auslieferungsersuchen nicht reagiert. Die russischen Behörden halten Jandarbijew für mitschuldig am Geiseldrama im Nord-Ost-Musicaltheater in Moskau im Oktober 2002. Damals wurde ein Telefongespräch zwischen ihm und Mowsar Barajew, dem Anführer der Geiselnehmer, abgehört. Auf dem später der Presse vorgeführten Tonband erteilt Jasarbajew allerdings keine Anweisungen, sondern erkundet sich nur nach den Umständen der Aktion und fragt nach, ob Maschadow davon Kenntnis habe, schreibt heute „gazeta.ru“.
Im ersten Tschetschenienkrieg kommandiert Jandarbijew die Verteidigung Grosnys. Nach dem Tod von Dudajew wurde er 1996 Präsident der Rebellenrepublik und unterzeichnete in dieser Funktion das Waffenstillstandsabkommen mit Russland. 1997 unterlag Jandarbijew bei den Präsidentenwahlen der „Republik Itschkerien“ jedoch Aslan Maschadow, mit dem er sich anschließend überwarf. Zu Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges 1999 verließ Jandarbijew Tschetschenien in Richtung arabische Welt. Seit Oktober 2001 besteht in Russland Haftbefehl gegen ihn, da er am bewaffneten Eindringen islamischer radikaler Gruppen nach Dagestan im Sommer 1999 beteiligt gewesen sein soll.
Auf die UN-Sanktionsliste kommen Personen oder Organisationen, die der Unterstützung des internationalen Terrorismus und vor allem der Al-Kaida von Osama bin Laden verdächtigt werden. Alle UN-Mitglieder sind verpflichtet, Konten dieser Geächteten einzufrieren, ihnen die Einreise zu verweigern und ihnen im Lande keien Unterstützung zu gewähren. Die russische Generalstaatsanwaltschaft hofft deshalb, dass Katar jetzt seine Gastfreundschaft für Jandarbijew überdenkt und ihn an Moskau ausliefert.
(ld/.rufo)
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