St. Petersburg. Der Druck auf Petersburgs Gouverneur Wladimir Jakowlew nimmt zu. Am Montag warf ihm Sergej Stepaschin, Leiter des Rechnungshofes, nicht nur vor, eine Milliarde Rubel Jubiläumsgeld zweckfremd eingesetzt zu haben. Dieser alte Streit über die abhanden gekommene Milliarde war eher ein Anlass, Herrn Jakowlew deutlich zu machen, dass sein Rücktritt „oben“ mehr als erwünscht ist.
Der Weggang Jakowlews aus dem Smolny wäre „ein Wohl für die Stadt“, sagte Stepaschin auf einer Sitzung im Föderationsrat. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Gouverneur „bereits die mutige Entscheidung getroffen hat“, sein Amt in allernächster Zeit zu quittieren. Um ihm den schweren Schritt zu erleichtern, ließ er nebenbei noch fallen, das Petersburger Stadtoberhaupt werde bestimmt auf der Karriereleiter nach oben klettern.
Im Smolny ist man der Meinung, Stepaschin ginge es erneut um 1,23 Milliarden Rubel, die statt für Straßenbau zur Begrünung der Stadt verwandt worden waren. Im städtischen Rechnungshof ist man schon lange auf der Suche nach diesem Geld. Stepaschin ließ jedoch verlauten, er habe eine ganz andere Milliarde im Auge, die im Vorfeld des Jubiläums wiederum nicht für die Erneuerung der Straßendecke ausgegeben wurde.
Wie dem auch sei – im Grunde geht es dem Chef des Rechnungshofes weniger um die eine oder andere verlorene Milliarde, als um den Rücktritt Jakowlews. Inzwischen wird auch schon mächtig spekuliert, wann der heroische Schritt denn vollzogen werden wird. Wladimir Tjulpanow, Speaker des Stadtparlaments, sieht als wahrscheinliches Datum den 16. oder 17. Juni – gleich nach der Staatsratssitzung, die Putin in Petersburg abhalten will. Ein hochgestellter Beamter im Smolny setzt auf Ende Juni, wenn das Internationale Wirtschaftsforum vorbei ist.
(sb/rufo) |