St. Petersburg. Ab heute ist St. Petersburg in so etwas wie einem Belagerungszustand – der lieben Gäste wegen: Heute findet an Bord des Luxusliners „Silver Whisper“ erst ein informeller GUS-Gipfel statt, am frühen Abend stoßen dann die anderen geladenen Staats-Chefs dazu. Hier ein Überblick über das waswannwo – wer es studiert, versteht auch, wo heute in Petersburg kein Durchkommen sein wird.
Hektisch wird es heute auf dem Flughafen Pulkovo zugehen: Für den üblichen Flugfverkehr ist er zwar für die nächsten drei Tage gesperrt, aber dafür schweben hier etwa im Viertelstundentakt die VIP-Maschinen der diversen Delegationen ein. Und alle wollen formvollendet empfangen und in ihre Limousinen gesetzt werden.
Den Auftakt bildet die Ankunft der GUS-Präsidenten. Mit Ausnahme von Gaijdar Alijew aus Aserbaidschan, der auf Anraten seiner Ärzte zuhause blieb, kommen alle – auch Eduard Schewardnadse, der sich zunächst wegen einer sich in der Stadt befindenden abchasischen Delegation verschnupft zeigte. Doch dann versicherten die Gastgeber, die Abgesandten der Separatisten-Provinz hätten keinen offiziellen Status.
Um 13 Uhr beginnt der GUS-Gipfel auf dem riesigen schneeweißen Kreuzfahrtschiff „Silver Whisper“, das am Englischen Ufer vor der Leutnant-Schmidt-Brücke vor Anker liegt. Er soll eher formlosen Charakter haben, ohne feste Tagesordnung. Abchasien dürfte als Thema jedoch wieder dominieren, so ein Sprecher des russischen Außenministeriums. Es gilt, das Mandat für die russischen Friedenstruppen zu verlängern und neu zu formulieren.
Um 15 Uhr informieren die Präsidenten bei einer Pressekonferenz über ihre Gespräche und ziehen sich anschließend zu einem „Arbeitsfrühstück“ (so die offizielle Bezeichnung) wieder zurück.
Währenddessen fliegen in Pulkovo die Staatschefs-West ein. Bundeskanzler Gerhard Schröder landet um 15.50 Uhr und fährt dann zum Marmorpalast. Hier findet die Übergabe der Skulptur „Die Nase“ von Prof. Jörg Immendorff an das Russische Museum statt, anschließend gibt es einen Rundgang durch die dortige Sammlung Ludwig.
Um 17.45 Uhr beginnt dann am Ehernen Reiter das große Händeschütteln: Das Ehepaar Putin begrüßt eins nach dem anderen die angereisten Präsidenten- und Regierungschefs samt ihren Ehepartnern. Das dauert eine Weile: Der Kanzler ist um 18 Uhr dran. Aber erst um 18.45 setzen sich die VIP-Gäste zu Fuß in Bewegung und gehen zur Isaaks-Kathedrale. Dort soll sie Patriarch Alexi II. begrüßen, anschließend wird das museale Gotteshaus besichtigt.
Um 19.35 verlagert sich das Geschehen zum Mariinski-Theater, wo von Meister Gergijew ein Gala-Konzert zu Ehren des Stadtgeburtstags und seiner Gratulanten gegeben wird.
Gegen 22 Uhr finden sich alle Gäste wieder auf der „Silver Whisper“ ein, wo die Putins ein Abendessen ausrichten. Um 23.30 Uhr besteigen die in Strelna wohnenden EU-Gäste Tragflügelboote und rauschen über den Finnischen Meerbusen zu ihrer Residenz hinaus.
Auf die – zumindest aus deutscher Perspektive – spannendste Szene muss vorläufig noch verzichtet werden: Gerhard Schröder trifft heute nicht auf George Bush, denn der kommt als einziger erst später: Er besucht noch Polen, seinen neuen Lieblings-Alliierten. Zu einem Gespräch mit Bush wird Polens Ministerpräsident Alexander Kwasniewski am Samstagvormittag auch kurz nach Krakau fliegen, von wo dann beide am Nachmittag nach Petersburg kommen. Aber bis dahin fließt bei dieser Dichte der Ereignisse noch viel Wasser die Newa herunter.
(ld/.rufo) |