Moskau. Die russische Bürgerrechtsorganisation „Memorial“ hat gegen fortdauernde Überfälle auf Menschenrechtler in der Kaukasusrepublik Aserbaidschan protestiert. Die Verantwortung für mehrere gewalttätigen Übergriffe der vergangenen Tage liege auch bei den aserbaidschanischen Behörden, heißt es in einer Erklärung. In der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku waren die Büros zweier nichtstaatlicher Organisationen demoliert worden, die sich für eine friedliche Lösung des Karabach-Konflikts stark machen.
Am Montag hatte eine aufgebrachte Menge das Büro des aserbaidschanischen „Instituts für Krieg und Frieden“ verwüstet, ohne dass anwesende Sicherheitskräfte einschritten. Ende der vergangenen Woche war die Vertretung des „Aserbaidschanischen Menschenrechtszentrums“ mehrere Tage lang von Demonstranten belagert und dann überfallen worden. Agenzeugenberichten zufolge sollen dabei Verwandte des Vorsitzenden Eldar Zejnalov misshandelt worden sein.
Die durch vorhergehende Berichte in den staatlichen Medien aufgehetzten Demonstranten forderten, die Menschenrechtler wegen Vaterlandsverrat vor Gericht zu stellen. Der prominente aserbaidschanische Bürgerrechtler Eldar Zejnalov hatte kürzlich an einem Seminar in der von armenischen Truppen besetzten Region Berg-Karabach teilgenommen. Seit dem blutigen Krieg um die Exklave haben Armenien und Aserbaidschan nahezu sämtliche Kontakte eingestellt.
Menschenrechtler spekulierten, bei den Übergriffen handele es sich um eine staatlich gelenkte Kampagne, mit der vom angeschlagenen Gesundheitszustand des aserbaidschanischen Präsidenten Heydar Aliyev abgelenkt werden soll. Alijew, der sich in Kürze zur Wiederwahl stellen will, war erst unlängst bei einer im Staatsfernsehen live übertragenen Rede in Ohnmacht gefallen.
(epd/kp).
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