(ld) St. Petersburg. Kleine Gruppen von Antiglobalisten und „Jung-Patrioten“ bemühen sich im Vorfeld des Besuchs von US-Präsident George Bush in St. Petersburg, mit Demonstrationen und Böse-Buben-Streichen Aufmerksamkeit zu erregen. In der Nacht wurde die Eingangstür der Universität mit Ketten verschlossen und in der Stadt Parolen gegen Bush gesprüht – das ganze fürs Fernsehen auf Video festgehalten. Bei einer gestrigen Kundgebung wurde auch tatkräftiger Antiamerikanismus bewiesen: Ein US-Bürger liess sich in ein Handgemenge verwickeln, wobei sein Cowboy-Hut verbeult wurde.
Beobachtet von Polizei und Journalisten fand gestern am Lomonossow-Denkmal vor der Universität eine Kundgebung statt, laut „Kommersant“ besucht von etwa 100 meist jüngeren National-Patrioten und arabischen Studenten. Die Redner stellten sich dabei auf eine US-Flagge, die Demonstranten riefen „Ami go home!“ und andere Parolen. Fast wie bestellt erschien in diesem Moment ein unverkennbarer Amerikaner – von kräftigem Leibesumfang und mit Cowboy-Hut. Und wie das Uncle Sam ja immer vorgeworfen wird, er mischte sich unaufgefordert ein: Dave Francis, ein aus Texas gebürtiger freier Journalist und Englischlehrer an der Staatsuniversität, stürmte die Reihen der Demonstranten und begann sich – auch noch auf englisch – über deren ungebührliches Verhalten zu beschweren.
Nach einigen Schrecksekunden wurde der patriotische US-Bürger von einigen kräftigen Demonstranten gepackt und unsanft auf die Seite befördert – fast genau vor die Füße einiger Milizionäre, die dann dessen weiteren Schutz übernahmen. Damit war der Vorfall ausgestanden, selbst der im Handgemenge abhanden gekommene Stetson wurde dem Texaner leicht verbeult wieder zurückgegeben.
In der Nacht verrammelten vermummte Anti-Amerikaner dann mit Ketten den Seiteneingang der Universität und klebten ein Schild „Kein Eintritt für Putin und Bush“ auf die Tür. Allerdings handelte es sich nicht um jenes Portal, durch das – der davor frisch aufgebrachten Teerdecke nach zu urteilen – die beiden Staatschefs am Samstag zu einem Treffen mit Studenten schreiten werden. Auch wurden über Nacht in der Stadt anti-amerikanische und McDonald’s-kritische Parolen gesprüht - worüber der Fernsehsender NTW in einer ausführlichen Vorort-Reportage heute berichtete.
Morgen ist noch ist eine weitere Demonstration gegen George Bushs Anwesenheit in St. Petersburg, die US-Politik und den „Verrat der russischen Interessen durch die gegenwärtigen Machthaber“ geplant. Sie findet vor dem neu eröffneten Internationalen Pressezentrum statt – das aber im Rahmen der Präsidentenvisite keine Funktion erfüllt, sondern den im nächsten Jahr anstehenden 300. Stadtgeburtstag promoten soll. Erwartet werden nach Angaben des Organisators 50 Teilnehmer. |