St. Petersburg. Am Freitag begann im Moskauer Stadtgericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen die mutmaßlichen Schuldigen an den Terrorakten gegen Wohnhäuser in Moskau und Wolgodonsk. Bei den Anschlägen, die weltweites Aufsehen erregten, waren im September 1999 in Moskau und Wolgodonsk insgesamt 243 Menschen ums Leben gekommen, über 1700 trugen Verletzungen davon. Einer der Angeklagten bekannte sich gleich am ersten Prozesstag als teilweise schuldig.
Nach Angaben der Internetzeitung newsru.com teilte der Anwalt von Jusuf Krymschamchalow in einer Sitzungspause mit, sein Mandant hätte seine Schuld bekannt, im Frühjahr 2001 illegal die Grenze nach Georgien überschritten und gewusst zu haben, dass sich in dem Auto, das er überführte, Sprengstoff befunden hatte. Er bestreite jedoch, davon gewusst zu haben, dass er gegen Menschen eingesetzt werden sollte. Die Punkte der Anklage Mord und Herstellung von Sprengstoff weise er zurück.
Ein zweiter Angeklagter – Adam Dekkuschew – zog sein im Laufe der Untersuchung gemachtes Geständnis zurück. Zunächst hatte er ausgesagt, er habe gewusst, dass der Sprengstoff in Wolgodonsk für Terroranschläge vorgesehen war, und zugegeben, ein Ausbildungslager für Terroristen in Tschetschenien besucht zu haben. Heute wies er jedoch alle gegen ihn gerichteten Anklagepunkte zurück.
Weiterhin begann die Befragung der Opfer der Terroranschläge. Roman Karpinski, Anwalt der Opfer aus Wolgodonsk, sagte in der Verhandlungspause, dass viele nicht einmal von ihrem Recht gewusst hätten, auf Schadenersatz und Schmerzensgeld zu klagen. Die Richterin habe den Opfern erklärt, sie hätten nach wie vor das Recht, Ersatzzahlungen einzufordern.
Die Untersuchungen der beiden Sprengstoffanschläge in Moskau und des Terroraktes in Wolgodonsk vom September 1999 hatte sich bis April dieses Jahres hingezogen. Von den neun Verdächtigen stehen jetzt allerdings nur zwei vor Gericht. Die mutmaßlichen Hauptdrahtzieher, Al-Hattab und Abu Umar, sollen bei einer Anti-Terror-Aktion in Tschetschenien getötet worden sein. Dasselbe Schicksal ereilte Saur Battschajew, sein Bruder Timur kam in Georgien ums Leben. Die Angeklagten Gotschijajew und Abajew sind nach wie vor auf freiem Fuß. Nach ihnen wird international gefahndet, möglicherweise sind sie in Georgien untergetaucht.
(sb/.rufo)
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