St. Petersburg. Am frühen Morgen ist die Sojus-TMA-2-Kapsel mit der bisherigen Langzeitbesatzung der Raumstation ISS und einem spanischen Kurzzeit-Astronauten planmäßig in der kasachischen Steppe niedergegangen. Als die Crew im All jedoch ihr Vehikel klar machte, gab es einen Zwischenfall: Jemand schaltete versehentlich zu früh die Triebwerke an - und die ganze ISS drehte sich.
An Bord der heute um 5.40 Uhr im vorgesehenen Zielgebiet gelandeten Kapsel waren der US-Astronaut Edward Lu und sein russischer Kollege Juri Malentschenko, die seit April die Station bewohnt hatten. Mit ihnen kehrte der Spanier Pedro Duque auf die Erde zurück, der vor zehn Tagen mit der neuen Mannschaft zur ISS geflogen war.
Als die Rückkehrer die an der ISS angedockte ältere der beiden Sojus-Kapseln für den Rückflug vorbereiteten, wurden unvermittelt deren Triebwerke angeschaltet. Daraufhin drehte sich die gesamte Raumstation um 25 Grad. „Um die Station wieder in die richtige Lage zu bringen, haben wir viel Treibstoff verbraucht“, beschreibt Valeri Rjumin,Vize-Generalkonstrukteur des Raketenbau-Konzerns „Energija“ die einzigen Folgen des Zwischenfalls.
Rjumin nimmt an, dass einer der Raumfahrer während der Vorbereitungsarbeiten versehentlich die Schutzklappe über zwei Schaltern öffnete und die Knöpfe drückte. Anders könne das Kommando für den Triebwerkstart nicht gegeben werden. Wer der „Übeltäter“ war und was genau geschehen ist, weiß man im russischen Raumfahrtkontrollzentrum noch nicht. „Vor dem Abstieg wollten wir die Mannschaft nicht danach fragen und sie selber haben auch nichts gesagt. Wir verschieben die Klärung auf den Moment, wenn der Flug aufgearbeitet wird“, so Rjumin. „Als es passierte, wollten wir die Mannschaft nicht zusätzlich aufregen.“
Alles weitere ging dann glatt bei der Rückkehr aus dem All. Die Landung erfolgte gesteuert. Die an Fallschirmen herabschwebende Kapsel wurde von drei Flugzeugen und elf Hubschraubern beobachtet. Bei der letzten Landung einer Sojus-Kapsel im Mai war das automatische Steuerungssystem ausgefallen und es kam zu einen sogenannten „ballistischen“ Abstieg. Dies bedeutete, dass die Insassen deutlich schwerer belastet wurden – und man sie erst nach einigen Stunden Suche fand, da sie an einer anderen Stelle gelandet waren.
Lu und Malentschenko waren seit April im All. Malentschenko hatte im August bei der ersten Weltraumhochzeit aller Zeiten per Videoschaltung seiner Verlobten, der Amerikanerin Jekaterina Dmitrijewa, das Ja-Wort gegeben. Abgelüst wurden Lu und Malentschenko von dem US-Astronaut Michael Foale und dem russischen Kosmonaut Alexander Kaleri. Sie sollen bis April an Bord der ISS bleiben.
Da die Flüge der US-Shuttles nach der Katastrophe der „Columbia“ am 1. Februar noch immer ausgesetzt sind, bleiben vorläufig die russischen Sojus-Raumschiffe das einzige Transportmittel, mit der Menschen zur Raumstation gebracht werden können. Anders als die US-Fähren, bei denen der Hitzeschild aus vielen Keramikplatten zusammengesetzt und entsprechend anfällig ist, verfügen die russischen Kapseln über einen monolithischen Schutzpanzer. Ein weiterer Vorteil der 35 jahre alten russischen Konstruktion liege darin, dass sie auch bei Steuerversagen immer mit dem Kopf voraus fliege, erläuterte der russische Chefballistiker Nikolai Iwanow. „Selbst wenn es das Schiff beim Abstieg herumdreht, stabilisiert es sich so oder so wegen seiner Form und seines Schwerpunktes und landet wohlbehalten“, so Iwanow gegenüber Itar-Tass.
(ld/.rufo)
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