St. Petersburg. Der heutige Tag ist nur eine Verschnaufpause: Der über Zentralrussland hinweggezogene Sturm kommt zwar nicht wieder, aber dafür ist schon der nächste im Anmarsch. Am Donnerstag soll es wieder ähnlich ungemütlich werden wie gestern, als der Wind stellenweise mit 100 km/h übers Land pfiff. Aus vielen Gebieten Russlands werden schwere Schäden gemeldet. Drei Menschen kostete das Unwetter das Leben.
Im Gebiet Rjasan starben gestern drei Menschen, zwei durch umstürzende Bäume, einer durch einen Stromschlag wegen einer abgerissenen Elektroleitung. Besonders stark tobte der Sturm über dem Dorf Robjo im Gebiet Orjol: 31 Häuser wurden beschädigt. Ein sieben Tonnen schwerer Mähdrescher wurde umgeworfen, der Wind schob ihn 30 Meter vor sich her.
Viel zu tun haben jetzt die Mitarbieter der Stromversorger: Überall, wo der Sturm besonders wütete, sind Überland- Elektroleitungen unterbrochen. In den Gebieten Wladimir, Lipezk, Smolensk, Orjol und Tambow sind insgesamt 1877 Ortschaften ohne Elektrizität. Aber auch aus anderen Gegenden Zentralrusslands werden Schäden an Stromleitungen und Verteilerstationen gemeldet. In Wladimir wurden im Stadtzentrum zahlreiche Gebäude abgedeckt, darunter die Philharmonie der Stadt.
In Moskau, wo der Sturm gestern vor allem in den südlichen Stadtteilen zum einen überflutete Straßen, zum anderen Unfälle und dicke Verkehrsstaus produzierte, wurden nach Angaben des Zivilschutzes 66 Bäume umgeworfen und hunderte Reklametafeln vom Winde verweht. Sieben Menschen wurden verletzt. Der Flughafen Domodedowo war wegen extremen Seitenwindes für einige Stunden geschlossen, anfliegende Maschinen steuerten Ausweichlandeplätze an.
St. Petersburg wurde weniger in Mitleidenschaft gezogen: Aber selbst auf dem Newski-Prospekt riss der Sturm gestern abend die Oberleitung für Trolleybusse ab. Auch stürzten einige Bäume um. Auf dem Finnischen Meerbusen vor Selenogorsk wurde bei drei bis vier Meter hohen Wellen die zweiköpfige Besatzung eines Kutters aus Seenot gerettet.
Das Unwetter zog inzwischen nach Nordosten ab und sucht gegenwärtig die Gebiete Kostroma, Wologda und Archangelsk heim. Aus Karelien wird gemeldet, dass der Sturm nahe Petrosawodsk ein Ende einer Pontonbrücke vom Ufer losgerissen hat.
Die Meteorologen geben aber noch keine Entwarnung: Der nächste Sturm sei bereits im Anmarsch auf Zentralrussland. Heute soll es im Großraum Moskau keien besondere Wetterunbill geben, aber morgen ist dann wieder mit sich umstülpenden Regenschirmen, liegen gebliebenen Verkehrsmitteln und fliegenden Reklametafeln zu rechnen.
(ld./.rufo) |