St. Petersburg. Die Oberhäupter mehrere sibirischer Gebiete appellierten heute an die Bevölkerung, wegen der wiederholten leichten Erdstöße nicht in Panik zu verfallen. Informationen über angebliche Erdbebenwarnungen und provisorische Evakuierungen in den Großstädten stellten sich als Falschmeldungen heraus. Anders als in der Republik Berg-Altaj gab es im Flachland heute auch keine Schäden.
So machte in Krasnojarsk das Gerücht die Runde, die Behörden hätten eine Erdbebenwarnung mit einer Stunde Vorlaufzeit ausgegeben. Daraufhin wurden Universitäten geräumt und zahlreiche Betriebe beendeten vorzeitig den Arbeitstag, berichtete „gazeta.ru“. Der Katastrophenschutz dementierte jedoch heftig: „Solche kurzfristigen Prognosen gibt es weder bei uns noch sonst wo auf der Welt. Und das Telefon vom Lieben Gott, wo man alles fragen kann, kenne ich nicht“, so ein Mitarbeiter des lokalen Katastrophenschutzstabes.
Die Zivilretter gehen davon aus, dass „Telefon-Terroristen“ nach den seit Tagen andauernden leichten Erschütterungen die Panikstimmung in der Bevölkerung anheizen und sich am Telefon als Behördenvertreter ausgeben und die Räumung von Gebäuden anordnen. Derartige Evakuierungsaufforderungen würden im Falle des Falles aber nur über Radio und Fernsehen abgegeben – und bei Erdbeben wegen der Natur der Sache auch nur hinterher.
Auch in Barnaul, der Hauptstadt des Altaj-Gebietes, sah sich der Gouverneur gezwungen, über das regionale Fernsehen an die Bürger zu appellieren. Neue starke Erdstöße würden nicht erwartet, eine Evakuierung sei nicht geplant. Die beruhigende Botschaft wurde stündlich wiederholt.
Ebenso machten in der Republik Chakassien Gerüchte die Runde, ein schweres Erdbeben der Stärke 9 stünde unmittelbar bevor. Viele Menschen hielten sich deshalb auf den Straßen auf und blieben ihren Arbeitsplätzen fern. Einer der Urheber des Gerüchts war der Bürgermeister der Stadt Sajanogorsk, der über das Lokalradio vor einer Katastrophe warnte und die Räumung von Schulen, Kindergärten und öffentlichen Einrichtungen anordnete, berichtet „gazeta.ru“.
„Bisher hat nicht ein Gebäude in Chakassien auch nur einen Riss bekommen. Wir befinden uns 600 Kilometer vom Epizentrum entfernt“, erklärte Regierungschef Alexej Lebed. Die immer wieder spürbaren leichten Beben könnten noch eine Woche oder eine Monat weiter andauern. „Das erste was ich heute in der Regierung gemacht habe, war anzuordnen, dass niemand aus dem Gebäude gelassen wird. Wir arbeiten zusammen wie auf einem U-Boot“, so Lebed. Wem trotz der vorbildhaften Haltung der Beamten bei den Erschütterungen die Nerven durchgehen, dem empfahl Lebed, für zehn Minuten spazieren zu gehen: „Wenn etwas einstürzt, dann in den ersten zehn Minuten nach dem ersten Schlag“.
(ld/.rufo)
|