St. Petersburg. Von wegen putzige Tierchen: In Ostsibirien machen in diesem Herbst hungrige Eichhörnchen Jagd auf andere Waldtiere und haben sogar bereits Menschen angefallen. Dieses ungewöhnliche Verhalten haben Jäger in einem Berggebiet Jakutiens beobachtet. Die Eichhörnchen rotten sich zu Rudeln zusammen und fallen über jedes beliebige Lebewesen her. Der Horrorfilm-taugliche Aufstand der Kuscheltiere hat einen relativ logischen Grund, erklärte das Umweltressourchen-Komitee der russischen Fernost-Republik.
Der Sommer in diesem Gebiet sei äußerst trocken gewesen. Waldbrände hätten die übliche Nahrungsgrundlage der Eichhörnchen stark eingeschränkt. Die Tiere spüren nun, dass sie sich nicht die zum Überleben im kältesten Gebiet der Erde nötigen Vorräte anlegen und anfressen können. „Ihre Psyche beginnt sich zu ändern, sie bilden Gruppen von 20 bis 50 Tieren und fallen andere Tiere an“, so die Agentur. Jakutische Wissenschaftler und Jagdhüter wollen jetzt Maßnahmen ergreifen, um die Eichhörnchen-Population zu retten. Erwogen wird der Ankauf von 10 Tonnen Zirbelkiefernüssen aus dem benachbarten Amurgebiet, um sie im Wald zu verteilen.
Dass Eichhörnchen in der Not gerne diese als Delikatesse teuer verkauften Nüsse vom Menschen annehmen, mussten im letzten Winter zwei aserbaidschanische Hädler in Moskau erleben: Sie hatten mehrere hundert Kilogramm Zirbelkiefernüsse auf einem Dachboden nahe eines Waldparks eingelagert. Als sie nach den Neujahrs- und Weihnachtsfeiertagen ihr Lager inspizierten, stellten sie den Verlust von 300 Kilogramm Nüssen fest. Als Übeltäter wurden die Eichhörnchen aus dem nahen Park überführt, wo es im Herbst zuvor ebenfalls bedeutend wenig Tannenzapfen als sonst gegeben hatte. (ld)
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