Moskau. Russland droht, im Müll zu versinken. Im ganzen Land existieren nach den Worten des obersten Sanitärarztes Gennadi Onischtschenko nur vier Müllverarbeitungswerke und elf Verbrennungsanlagen. Darüber hinaus arbeite ein Drittel der Verbrennungsanlagen nicht, weil sie mit ausländischer Technik ausgestattet sind, die den unsortierten russischen Müll nicht verbrennen kann. Es bedarf keiner großen Rechenkünste, um festzustellen, dass die Verarbeitungskapazitäten nicht ausreichen. So haben sich inzwischen 80 Milliarden Tonnen Hausmüll in Russland angesammelt.
Jährlich kommen etwa 30 Millionen Tonnen Hausmüll dazu. Die Industrie trägt ebenfalls fleißig zum Anwachsen der Müllberge bei. 120 Millionen Tonnen Industrieabfälle müssen in Russland jährlich entsorgt werden.
Abfalltrennung ist in Russland unbekannt. Vielen scheint auch die Funktion des Mülleimers ein Rätsel zu sein und so liegen neben Zigarettenkippen auch Bierbüchsen, Plastiktüten und Papierreste auf der Straße (und in den so genannten Naherholungsgebieten). Nicht unwesentlich an der Gestaltung des Straßenbildes sind Haustiere beteiligt. Wie Onischtschenko mitteilte, fallen in Moskau jährlich etwa 270 Tonnen Hundekot an.
Onischtschenko schlug zur Abhilfe dann auch eine für Russland neue Geschäftsidee vor. Unternehmer sollten in die Müllverwertung und –entsorgung investieren. Damit wird in Westeuropa und Amerika viel Geld verdient. In Russland, wo Geld für viele Oligarchen auch dann nicht stinkt, wenn es illegal erworben wurde, kam jedoch noch keiner auf die Idee, aus Abfall Kapital zu schlagen.
(ab/.rufo)
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