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04-09-2002 Panorama

Jagd auf Spartaks Jungstar Sytschew

(Foto: www.ntvru.com)Russische WM-Entdeckung nicht mehr im Nationalkader
Von Christof Franzen, Neuchatel. Am Montag liess der Technische Direktor von Spartak Moskau verlauten, dass Dmitri Sytschew auf der Spielerliste für die bevorstehenden Partien in der Champions League figuriere. «Allerdings nur», so fügte er an, «damit uns Sytschews Agenten in den Gerichtsverhandlungen nichts vorwerfen können.»


Der erst 18-jährige Sytschew hatte an der WM in Asien mit zwei Toren und seinem unbeschwerten Auftreten Farbtupfer in einer ansonsten blassen russischen Mannschaft gesetzt. Dies trug ihm die Sympathien der russischen Fans ein - und einen nagelneuen Porsche einer einheimischen Ölfirma. Die unbeschwerten Tage scheinen für den medienscheuen Spieler allerdings vorbei. Die «Jagd auf Sytschew» hat begonnen, berichten russische Zeitungen.

Die Affäre Sytschew ist dermassen eskaliert, dass deren wichtigster Protagonist untergetaucht ist. Sytschew verschwand Anfang voriger Woche aus dem Kreml-Krankenhaus, in dem er sich vier Tage unter dem Vorwand einer Fussgelenkverletzung versteckt hielt. Am letzten Donnerstag schlich sich Sytschew in Begleitung zweier unbekannter Männer durch den Hintereingang des Spitals davon. Dieser Abgang nährt Spekulationen darüber, dass der Jungstar in die «Obhut» krimineller Kreise geraten sei. Umso mehr, als Sytschew vor seinem Wechsel nach Moskau zwei Jahre in der Stadt Tambow gespielt hatte, deren Mafia landesweit einen Namen hat.

Fakt ist: Ein Auslandtransfer des talentierten Spielers, der in Moskau vor kurzem noch für 2000 Dollar pro Monat spielte, würde Millionen einbringen. Der AC Milan soll der Russe bereits sechs Millionen Franken wert sein. Von diesem Geldsegen wollen verschiedene Kreise profitieren. Sytschew, der sich laut russischen Medien für kaum etwas ausser Fussball interessiert, scheint dazwischen hin und her gerissen. Der Vater, der im sibirischen Ort Omsk mit der restlichen Familie in einer bescheidenen Zweizimmerwohnung haust, reiste schon vor Wochen zu seinem Sohn, um ihn zu unterstützen. Gemäss der Version von Spartak Moskau hat Sytschew am 15. August dem Präsidium und dem Trainer versichert, beim Moskauer Serienmeister zu bleiben. Am nächsten Tag übergab sein Vater Jewgeni dann aber der Spartak-Geschäftsleitung ein Schreiben, worin er den bis 2006 gültigen Vertrag zwischen seinem Sohn und Spartak als annulliert erklärte. Er sprach von Nötigungen seitens der Spartak-Führung.

Sytschew selber reiste danach ins Trainingslager der Nationalmannschaft. Aber anstatt sich am 22. August vertragsgemäss bei Spartak zu melden, zog er sich ins Krankenhaus zurück. Die Spartak-Leitung hat vom Fussballverband harte Sanktionen gegen das Vorgehen des Spielers verlangt, sollte sich dieser nicht kniefällig zeigen. Im Verlaufe dieser Woche befasst sich die Disziplinar-Kommission der russischen Fussball-Liga mit dem Fall. Für das EM-Qualifikationsspiel am Wochenende gegen Irland steht der Publikumsliebling nicht im Aufgebot. Der russische Nationaltrainer Valeri Gassajew will Sytschew erst dann wieder einsetzen, wenn dieser regelmässig in einem Klub spielt. In welchem, sei ihm egal, so der Trainer.


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