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02-09-2003 Panorama

„Bei so einem Wellengang kann man noch baden...“

Foto: www.newsru.comSt. Petersburg. Nach dem Untergang des Atom-U-Boots K-159 Samstag Nacht in der Barentssee überschlagen sich zu Beginn der Woche die Spekulationen über die Ursachen für das Unglück. Die Palette reicht vom allzu stürmischen Wetter bis hin zur Untauglichkeit der gerissenen Trosse. Dabei widerspricht eine Quelle der anderen. Tatsache ist allein, dass die Suche nach den sieben vermissten Seeleuten bisher erfolglos verlaufen ist und aller Voraussicht nach am Mittwoch eingestellt werden wird. Man geht davon aus, dass die sieben Männer in dem U-Boot zurückgeblieben sind.

Von offizieller Seite verlautete, es gäbe vier Gründe für die Katastrophe. Erstens hätte sich die Mannschaft nicht innerhalb des stillgelegten U-Bootes befinden dürfen. Zweitens war das Schiff nicht ausreichend hermetisiert und die Luke über dem Turm war auf. Drittens hätte der Konvoi bei den schlechten Wetterverhältnissen erst gar nicht die Basis verlassen dürfen. Und viertens rissen die Trosse an einem der Begleitpontons, das Boot bekam Schlagseite, füllte sich mit Wasser und ging schließlich unter.

Admiral Viktor Krawtschenko, Generalstabschef der Kriegsmarine, erklärte dagegen, dass alle Sektoren hermetisch abgedichtet waren. Ein anonymer Mitarbeiter der Militärstaatsanwaltschaft der Nordflotte sagte einem Korrespondenten der Tageszeitung „Iswestija“ gar, die Seemänner hätten „streng im Rahmen der Instruktionen gehandelt“. Das 1989 ausrangierte Boot hätte jahrelang manövrierunfähig im Hafen von Gremicha gelegen und keiner hätte wissen können, wie es sich bei der Überfahrt nach Murmansk „verhalten“ würde.

Die Wetterbedingungen bezeichnete der Informant dabei als normal in diesen Breiten. Die Windstärke hätte drei bis vier betragen. Der einzige Fehler der Matrosen sei gewesen, dass sie die Turmluke nicht geschlossen hätten. Die Hauptursache für die Havarie seien die gerissenen Trosse gewesen. Und dafür gäbe es einen Grund: Sie sind aus Buntmetall hergestellt und deshalb ein beliebtes Objekt für Diebe. Wenn die Verantwortlichen hier „gespart“ haben, dann wurde es ihnen zum Verhängnis.

Der Pressesprecher der Nordmeerflotte, Igor Dygalo, hatte von Sturm und Regen gesprochen, worauf der Militärexperte der „Nowaja Gaseta“, Pawel Felgengausen, entgegnete, bei Windstärke drei „kann man noch baden“ und dann voller Sarkasmus hinzufügte: „Soll das heißen, dass unsere Flotte nur bei völliger Windstille, einem Wellengang von null und klarem Wetter handlungsfähig ist? Darf so eine Flotte überhaupt hinaus aufs Meer?“

Seltsame Details ergänzen das Bild der völligen Hilflosigkeit beim Erstellen der Ursachen für das Unglück. Um 02:20 Samstag Nacht hatte die Besatzung der K-159 den Befehl bekommen, das Boot zu verlassen. Der endgültige Untergang erfolgte um 03:01.Also hatten die Seeleute 40 Minuten Zeit, sich zu retten. Warum taten sie es nicht? Ungeklärt ist auch immer noch die Frage, welches Rettungsgerät den Männern zur Verfügung stand. Hatten sie nur Schwimmwesten oder darüber hinaus noch aufblasbare Rettungsboote, Signalraketen, Nahrungsmittel und Trinkwasser?


Bei www.aktuell.RU
• K-159: Matrosen hätten gerettet werden können (01.09.03)
Die Antwort darauf weiß der einzige Überlebende der Katastrophe, Oberleutnant zur See Alexej Zibulski. Laut „Nowaja gaseta“ wird dessen Zimmer im Krankenhaus in Seweromorsk jedoch strengstens bewacht, niemand wird zu ihm vorgelassen. Die Flottenleitung will sich wieder, wie schon im Jahre 2000 nach dem Untergang der „Kursk“, nicht in die Karten gucken lassen. Damals war die vertuschende Vorgehensweise der offiziellen Stellen hart kritisiert worden. Leider scheint es, dass aus den Fehlern von vor drei Jahren zu wenig Lehren gezogen wurden.
(sb/.rufo)

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