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09-06-2002 Panorama |
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Au Backe, das ging daneben!
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(sb) Von Susanne Brammerloh (St. Petersburg) Es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein... In ihrem zweiten Vorrundenspiel musste Russlands Elf sich der japanischen Nationalmannschaft mit 0:1 geschlagen geben. Die Japaner sind im Siegestaumel, denn nun erscheint für sie die reelle Chance am Horizont, im Achtelfinale ein Wort mitzureden. Genau darum muss Russland jetzt zittern. Alles entscheidet das letzte Spiel am Freitag gegen Belgien. In Moskau zogen derweilen betrunkene Fußball-Rowdys durch die Innenstadt und randalierten, was das Zeug hielt.
Das Stadion in Yokohama ist mit 72.000 Plätzen die größte Arena der Fußballweltmeisterschaft 2002. Und es war heute voll bis zur Halskrause. Nur 1000 russische Fans waren hier und da zwischen einem Meer von in die dunkelblauen Nationaltrikots der Japaner gekleideten „gegnerischen“ Fans auszumachen. Ein wahrer Hexenkessel, dem Romanzews Mannen zu guter (oder schlechter) Letzt ebenso wenig gewachsen waren, wie den elf Kickern der japanischen Mannschaft.
Dabei ließ sich alles gar nicht so schlecht an. Vom Szenarium her erinnerte das Spiel frappant an das Match gegen Tunesien. Mit einem feinen, aber entscheidenden Unterschied: heute kamen die Japaner zum entscheidenden Treffer (51. Minute, Inamoto) und alle Versuche der Russen, das Blatt doch noch zu wenden, schlugen fehl. Ein wenig schade, denn bis zur letzten Sekunde liefen sie Sturm auf das japanische Tor und waren mehrmals kurz vor dem Ausgleich.
Die Russen waren ihrem japanischen Gegenüber in Schnelligkeit und Wendigkeit eindeutig unterlegen. Zuweilen schien es, die Mannschaft von Oleg Romanzew habe eine zähe Müdigkeit angefallen, die sich um nichts in der Welt abschütteln lassen wollte. Dazu kamen viele Passfehler und das notorische, fast schon ärgerliche Unvermögen, das Tor vor der eigenen Nase zu treffen.
Eine umstrittene Szene wird wohl noch lange für Diskussionen sorgen: der deutsche Schiedsrichter Markus Merk, für den dieses Match das erste Weltmeisterschaftsspiel in seiner Karriere war und der ansonsten äußerst korrekt pfiff, übersah eine Elfmeter-reife Szene, bei der Toda den angreifenden Semschow ganz und gar unelegant direkt im Strafraum auf den Rasen legte.
Gäbe es einen gerechten Fußballgott, hätte er den reichlich bemühten Russen sicher den Ausgleich geschickt. Aber dazu kam es nicht, so dass der Frust bei den Fans natürlich reichlich bemessen war. In Moskau, wo das Spiel auf einem riesigen Bildschirm am Manege-Platz unmittelbar neben dem Kreml übertragen wurde und wo sich 15.000 Fans versammelt hatten, kippte der Frust nach dem Schlußpfiff in Aggression um. In der Innenstadt fielen vom Alkohol berauschte Rowdys über Milizionäre her, Autos wurden angezündet, Schaufensterscheiben eingeschlagen; auch ein japanisches Restaurant wurde in Mitleidenschaft gezogen. Mehrere Menschen wurden verletzt.
In Petersburg schlugen die Emotionen natürlich nicht so hoch. Nach dem unglücklichen Ausgang hörte man zwar hier und da ein paar saftige Flüche, aber ansonsten zogen die Fans frustriert, aber friedlich aus den Sportcafès nach Hause von dannen, in Gedanken schon beim Spiel gegen Belgien. Da muss Russland endlich Flagge zeigen, wenn es nicht sang- und klanglos aus dem Kampf der letzten Sechzehn in Japan/Korea ausscheiden will. |
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